The Kids Are Alright!?

The Kids Are Alright!?

Holger Hofmann vom Deutschen Kinderhilfswerk im Gespräch

Kinderarmut, Cybermobbing und Bildungslücken - leider keine Seltenheit in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk setzt sich für die Bekämpfung ein.

Wie sagt man so schön? In jedem von uns steckt noch ein kleines Kind. Man wünscht sich die unbesorgten Zeiten aus dem Kindesalter zurück. Aber: Vielen Kindern geht es aktuell nicht besonders gut. Corona, Schulstress und Mobbing seien mal ein paar Gründe. Wie es den Kindern aktuell wirklich geht und wie sie ticken erzählt Holger Hofmann - Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerk, egoFM Lola.
  • Holger Hofmann über Kinder
    Das Interview zum Nachhören


Deutsches Kinderhilfswerk

Die Arbeit des Deutschen Kinderhilfswerks besteht aus zwei großen Aufgabengebieten. Zum einen wird den Kindern konkret geholfen, zum Beispiel durch finanzielle Unterstützung der Familien. Zum Anderen will das Deutsche Kinderhilfswerk politischen Einfluss nehmen. Durch politische Lobbyarbeit, zum Beispiel Gespräche mit Politiker*innen, soll das Allgemeinwohl der Kinder verbessert werden.

Rolle der Kids in der Gesellschaft

Kinder sind - laut Aussagen vieler - das wichtigste was wir haben. Mitentscheiden in der Politik dürfen sie allerdings viel zu wenig. Auch aktuell in der Pandemie wird der Rolle der Kinder nicht gerecht. Schulen, Kindergärten und Kitas waren geschlossen, Freizeitheime und Sportvereine blieben offen. Da stimmt doch irgendwas nicht? Obwohl diese Einrichtung nun wieder offen haben ist Holger Hofmann der Meinung, dass das den Kindern nicht wirklich was bringt.
"Ich befürchte es ist mehr die Situation, dass man sagt die Eltern sollen arbeitsfähig bleiben und deshalb müssen die Kitas und Schulen offen bleiben." - Holger Hofmann


Are the kids alright?

Drei Millionen Kinder sind aktuell in Deutschland finanziell nicht besonders gut aufgestellt. Es ist ganz wichtig, dass die davon Betroffenen Kinder keine Nachteile dadurch haben.
"Wir sollten natürlich aufpassen, dass die soziale Schere, die wir insgesamt in der Gesellschaft erleben,  nicht unbedingt bei den Kindern landet und dadurch auch natürlich die Bildungszugänge schlechter werden oder auch ein Demokratieverständnis [...] nicht mehr in der Weise möglich ist." - Holger Hofmann


Kidfluencer - wenn Kinder im Netz arbeiten

YouTubekanal, Insta-Story und TikTok-Account. Mittlerweile haben das auch schon Kinder die gerade einmal zehn Jahre sind und machen damit teilweise richtig viel Kohle. Im Zeitalter der Digitalisierung stellt das den Kinderschutz natürlich vor neue Herausforderungen. Klar, auch vor den sozialen Netzwerken gab es schon Kinderarbeit, zum Beispiel in Theatern oder in Fernsehserien. Heutzutage aber eben auch im Internet. Holger Hofmann wundert sich, warum sich das Jugendamt nicht wirklich um die sogenannten Kidfluencer kümmert. Öffentlich-rechtliche Arrangements werden schließlich von Jugendämtern überprüft um zum Beispiel einen Bildungsverfall bei den Akteur*innen auszuschließen, erzählt er Lola. Für das Auftreten von Kindern im Internet sei das auch notwendig.
"Es braucht eine besondere Berücksichtigung, weil es eben auch so ist, dass es manchmal sehr stark im Interesse der Eltern ist, dass ihre Kinder hier mit diesen Auftritten Geld verdienen. Und da muss man natürlich zweimal hingucken, weil das kann natürlich nicht sein, dass hier die Kinder herhalten müssen für das Haushaltseinkommen." -  Holger Hofmann


Eine Folge der Kidfluencer ist das Cybermobbing, denn das Internet vergisst nichts.

Im Gegensatz zu Mobbing hört das Cybermobbing nicht nach der Schule auf, sondern kann 24 Stunden über das Internet ausgeübt werden. Die betroffenen Kinder können ihren Mobber*innen nicht mehr entfliehen. Jedes dritte Kind hat in irgendeiner Form mit Cybermobbing zu tun. Viel zu viel, findet auch Holger Hofmann. Er appelliert an die Eltern.
"Da ist es eben ratsam auch das ruhig mal direkt anzusprechen und auch zu schauen: Was ist es denn? Wo findet das ganze denn statt? [...] Das schwierige ist ja eben, dass sich Kinder nicht trauen das offen zu machen [anzusprechen], weil sie dadurch befürchten noch mehr zu leiden. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. In dem Moment, wo sie sich es hineinfressen und für sich behalten sind das dann Dinge die dazu führen, dass sie sich noch mehr zurückziehen." - Holger Hofmann

"Man vergisst so ein bisschen die Jugendlichen."

Im Zuge der Pandemie wird viel über "die Alten" gesprochen, auch über Kleinkinder, die sich eventuell nicht richtig entwickeln können. Aber über die Jugendlichen, die vielleicht grade ihren Abschluss gemacht haben, die feiern, die die Welt entdecken und raus aus dem Elternhaus wollen, berichten die wenigsten. Ein ganzes Jahr voller Lebenserfahrung, Freiheit und neuen Kontakten ist durch Corona in den Sand gefallen.
"Man vergisst so ein bisschen die Jugendlichen, die eigentlich, wie ich finde, recht tapfer jetzt dieses Jahr alles mitgemacht haben, die ganzen Beschränkungen. [...] Die sich natürlich auch treffen wollen, die da auch nicht in den eigenen vier Wänden rumhängen wollen, bei Mama und Papa. Die sind natürlich jetzt auch besonders eingeschränkt. [...] Entsprechend sitzen die grad besonders auf dem Trockenen " - Holger Hofmann



Das Deutsche Kinderhilfswerk finanziert sich zum Teil über Spenden um Kindern aus armen Familien finanzielle Unterstützung zu geben.

Auf der Internetseite bekommst du alle wichtigen Informationen. Wenn du ehrenamtlich die Kinder unterstützen willst, hilft dir das Deutsche Kinderhilfswerk auch dabei Anlaufstellen zu finden.

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