Schwarz-Weiß in der Sprache

Schwarz-Weiß in der Sprache

Warum alte Redensarten zu Diskriminierung beitragen

"Schwarzfahren", "Schwarzmalerei" oder "warten, bis man schwarz" wird. Sollten wir diese Begriffe nicht endlich Geschichte sein lassen?

Diskriminierung passiert auch über Sprache. Das merken wir regelmäßig in der Diskussion um Straßennamen wie die "M****nstraße" in Berlin oder ums richtige Gendern - ja oder nein und wenn ja, dann mit Sternchen oder doch mit Doppelpunkt?


Ist dir schonmal aufgefallen, dass sehr sehr viele Redewendungen und Begriffe im Deutschen, die das Wort "schwarz" verwenden, negativ besetzt sind? Ist es also rassistisch, zum Beispiel von "schwarzfahren" zu sprechen? Wir haben uns auf die Suche nach der Herkunft dieser Redewendungen begeben.

Warum steht die Farbe Schwarz für alles Negative?

In der Farbensymbolik ist Schwarz der Gegensatz zu Weiß, die Farbe des Bösen, der Illegalität, des Aberglaubens und des Teufels. Weil sich Leichen mit beginnender Verwesung dunkel verfärben, ist die Farbe fest mit dem Tod verknüpft. Das ist seit dem 18. Jahrhundert auch literarisch belegt. Man denke nur an den "Schwarzen Tod" (Ein Begriff für die Pest-Pandemie) oder Redewendungen wie: "Da kannst du warten, bis du schwarz wirst" - was soviel bedeutet wie ewig (bis zum Tod) zu warten, denn das Ereignis wird niemals eintreten.

Schwarze Katzen bringen angeblich Unglück und wer immer nur schwarz sieht, ist Pessimist*in. Im Kinderspiel "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann" steht der schwarze Mann der Überlieferung für eine dunkel gekleidete Gestalt oder für den Tod.  

Anders als Kinderlieder wie "10 kleine N*******" haben diese Redensarten also keinen direkt rassistischen Ursprung. Das bedeutet aber noch nicht, dass sie nicht als rassistisch aufgefasst werden. 

"Aber das gibt es doch mit Weiß bestimmt genauso!" Hm, tatsächlich? Nein.

Die Farbe Weiß steht im geschichtlichen Kontext für alles Saubere, Reine und für Helligkeit. Eine weiße Weste hat eine Person, die unschuldig ist. Was das mit einem Menschen mit dunkler Hautfarbe macht, hat Boxer Muhammad Ali in einem Interview mal sehr gut auf den Punkt gebracht:



Es gibt zumindest zwei Begriffe aus dem Englischen, die die Farbe Weiß mit etwas Negativem verknüpfen und die wir in Zeiten von Black Lives Matter-Protesten und dem Sturm auf's Kapitol wieder häufiger lesen: "White Supremacy" und "White Privilege". White Supremacy beschreibt die Ideologie, dass Menschen mit heller Hautfarbe Menschen mit dunkler Hautfarbe überlegen sind - ein rassistisches Relikt aus den Zeiten der Sklaverei, an das eine Gruppe Extremist*innen bis heute glaubt. "White Privilege" steht für die Bevorteilung und die Privilegien der weißen Bevölkerung in den USA, die es ebenfalls bis heute gibt.

Zwei Begriffe mit hässlicher Bedeutung. Für die Farbe Schwarz sind es viele mehr.

Das ist doch unfair, oder nicht?

Denn egal, worauf die negative Assoziation mit der Farbe Schwarz zurückgeht, sie ist bis heute da. Und wenn du dich selbst am Anfang dieses Textes dabei ertappt hast, zu denken: "Oh, das hat bestimmt was mit Sklaverei zu tun", dann ist doch eindeutig, wie schnell wir die Parallele von Farben zur Hautfarbe in unseren Köpfen ziehen.

Sprechen wir über das Warum

Die Sache ist doch eigentlich einfach: Warum finden wir nicht andere Worte, um Dinge zu beschreiben, die uns missfallen oder schlecht sind, als die Farbe Schwarz? Die Begründung, das habe man eben schon immer so verwendet, zieht im Jahr 2021 auch nicht mehr. Wer etwas gegen Alltagsrassismus tun möchte, muss mit den vermeintlich kleinsten Dingen anfangen.

Dazu gehört, nicht mehr in einem bestimmten Farbcode zu sprechen. Dazu gehört aber auch, darüber zu sprechen, warum wir es nicht mehr tun.



Einen guten Ansatz hat übrigens die Suchmaschine Google gestartet, die die Begriffe "Blacklist" (für weniger vertrauenswürdige Seiten im Internet) und "Whitelist" (für sichere Seiten) in "Blocklist" und "Allowlist" geändert hat.

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