Jeder Buchstabe ein Thema: Wir fassen die Basics zu Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit zusammen. Diese Woche: O wie Onlineshopping.
Der Online-Handel boomt
Heute ist Black Friday und spätestens am 1. Dezember beginnt bei vielen der Weihnachtskaufrausch. Immerhin wird den Verbraucher*innen aufgrund der Lieferschwierigkeiten geraten, sich besser frühzeitig um die Weihnachtsgeschenke zu kümmern. Das heißt, aktuell wird wieder jede Menge gekauft. Und weil sich viele aufgrund der Corona-Pandemie in kleinen Boutiquen und überfüllten Kaufhäusern unwohl fühlen (und diese zeitweise auch geschlossen waren), bestell(t)en 2020/2021 noch mehr Menschen online. Der Online-Handel ist der klare "Krisengewinner" heißt es - und das wird sich wohl auch in den nächsten Wochen erneut bestätigen. Dabei wird gleichzeitig auch immer wieder betont, dass wir unserem Planeten zuliebe möglichst wenig online shoppen sollten. Schließlich ist die Corona-Krise ja nicht die einzige Krise, mit der wir aktuell konfrontiert werden. Aber ist es denn tatsächlich immer klimafreundlicher, lokal zu kaufen als online zu bestellen?
CO2-Emissionen durch Onlineshopping
Darüber, wie viel CO2 die Lieferung eines mittelgroßen Pakets genau verursacht, existieren verschiedene Angaben, 500 Gramm sind allerdings ein realistischer Mittelwert. Ein modernes Mittelklassefahrzeug kommt damit nicht einmal vier Kilometer weit. Diese geringeren Emissionen bei Lieferungen liegen unter anderem an der besseren Fahrzeugauslastung und den effizienten Lieferrouten. Wenn ein Paket allerdings mehrere Zustellversuche braucht oder als Retoure zurückgeschickt wird, steigen auch die CO2-Emissionen der Lieferung entsprechend. Vor allem die Retouren sind ein großes Umweltproblem beim Thema Onlineshopping, da sie durch zusätzliche Lieferwege mehr CO2-Ausstoß verursachen und außerdem auch mehr Verpackungsmüll produzieren. In Deutschland wird ungefähr jede siebte Onlinebestellung zurückgeschickt. Das variiert natürlich - Bücher, Möbel, Heimtextilien und Lebensmittel werden seltener retourniert, Kleidung und Schuhe hingegen sehr oft.Beim Onlineshopping entscheiden also vor allem Zustellversuche und Retouren, wie viel CO2 verursacht wird. Bei lokalen Einkäufen hingegen hängt das vor allem davon ab, welche Verkehrsmittel die Kund*innen nutzen, um den Laden zu erreichen und wie sich die Energieverbräuche vor Ort gestalten. Denn stationäre Geschäfte müssen, im Gegensatz zu Onlineshops, das ganze Jahr über beleuchtet und aufwendig klimatisiert werden. Auch das hat einen Einfluss auf den CO2-Verbrauch.
Es kann also keine Grundsatzaussage drüber getroffen werden, welche Variante klimafreundlicher ist
Denn wie viel CO2-Emissionen verursacht werden, hängt nicht nur davon ab, ob lokal oder online gekauft wird. Bevor jemand 20 Kilometer mit dem Auto in die Stadt fährt, um mir ein paar Schuhe zu kaufen, kann es klimafreundlicher sein, sie zu bestellen. Wenn allerdings zwei verschiedene Größen bestellt werden und ein Paar wieder zurückgeschickt wird, sieht die Sache schon wieder anders aus. Es gibt aber einige Ideen, wie beim Onlineshopping in Zukunft CO2-Emissionen gespart werden können.Ideen, um den Online-Handel klimafreundlicher zu machen:
In Zukunft könnte die Zahl der Retouren mithilfe von Künstlicher Intelligenz und Virtual-Reality-Angeboten entscheidend reduziert werden. Wenn Kleidung virtuell anprobiert und Möbel ins Wohnzimmer projiziert werden können, wird es auch zu weniger Fehlkäufen kommen. Außerdem könnten auch die Ursachen für die Rücksendungen mit dem Einsatz von KI besser analysiert werden. Beides kann die Retourenquote senken und so CO2-Emissionen einzusparen.Außerdem können Mehrweg-Versandverpackungen und das Versenden in den Originalkartons bis zu 45 Prozent Verpackungsabfall einsparen. Auch Elektromobilität bei der Lieferung kann die CO2-Bilanz von Onlineshopping in Zukunft weiter verbessern. Zudem soll die Lieferung optimiert werden: In Zukunft will DHL beispielsweise vermehrt auf Packstationen setzen - bis Ende 2023 soll sich die Anzahl von 8.200 auf 15.000 verdoppelt haben. Wenn die Kund*innen nicht mit dem Auto zu den Packstationen fahren, kann auch das ein Weg sein, CO2 einzusparen, weil Fahrtwege wegfallen, wenn die Pakete nicht individuell abgegeben werden. Außerdem steht immer wieder die Idee im Raum, Retouren nicht mehr kostenlos anzubieten, um die Rücksendungen zu reduzieren.
Das ist alles wichtig und richtig, trotzdem muss eines gesagt werden: Beim Thema CO2 Emissionen und Shopping ist die Lieferung nicht der ausschlaggebende Punkt.
Es hat mehr Einfluss, was wir kaufen, als wie wir kaufen
Am Ende ist vor allem entscheidend, wie viel konsumiert wird. Lieber ein nachhaltiges Geschenk online bestellen, als eine riesige Shoppingtour, bei der die halbe Innenstadt leer gekauft wird. Denn bis zu drei Viertel der Treibhausgas-Emissionen im Lebenszyklus eines Produkts entstehen schon bei der Herstellung - Handel und Transport machen nur ein bis zehn Prozent der Gesamtemissionen aus. Das zeigt eine Studie für das Umweltbundesamt (UBA). Dass es gerade während der Pandemie wichtig ist, sich bewusst für lokale (Online)Shops zu entscheiden und kleine Unternehmen zu unterstützen, ist ein anderes Thema. Denn ganz abgesehen von den CO2-Emissionen hätte es natürlich dramatische Folgen, wenn wir nur noch online shoppen würden. Gleichzeitig ist es aber eben falsch, Onlineshopping per se als Umweltsünde zu verteufeln. "Ob wir online oder im Geschäft einkaufen ist nicht so entscheidend für unsere Klimabilanz. Die größte Stellschraube für den ökologischen Einkauf sind langlebige Produkte, die umweltfreundlich hergestellt sind. Bestenfalls bekomme ich diese auch im Geschäft um die Ecke, das ich mit dem Fahrrad oder zu Fuß gut erreichen kann." - Dirk Messner (Präsident des Umweltbundesamts)
Am besten für den Planeten ist es sowieso, weniger zu kaufen und mehr reparieren zu lassen - und wenn wir kaufen, dann sollten wir (wenn irgendwie möglich) auf ökologisch hergestellte, langlebige und/oder gebrauchte Produkte zurückgreifen.
Artikel teilen: