Meinung: Wir Schüler*innen sind auch noch da!

Meinung: Wir Schüler*innen sind auch noch da!

Rückblick auf die Schule in der Pandemie

Von  Romy Strohmeier
Jede*r musste (beziehungsweise muss) während der Pandemie ziemlich viel wegstecken - Urlaube, Konzerte, Besuche bei der Familie, Kurzarbeit, Jobverlust... Die Liste ist lang.


Auch Schüler*innen hat es hart getroffen. 


Leider haben Schüler*innen viel zu selten die Chance, ihren Standpunkt zu vertreten. Wir können uns wahrscheinlich nur ansatzweise vorstellen, wie das so ist - Homeschooling, Wechselunterricht, Lernen via Zoom. Deswegen lassen wir hier mal jemanden zu Wort kommen, den es wirklich betrifft: Eine Schülerin. Romy ist 16 Jahre alt und hat heute ihren offiziell ersten Ferientag. Zeit zurückzublicken - auf ein paar ganz schön turbulente Monate.



Have you ever been homeschooled?  

Als die Coronakrise begann, ging ich in die zehnte Klasse. Wir dachten uns natürlich alle, oh cool, jetzt haben wir frei bis zu den Osterferien und dann geht es ganz normal weiter. Naja, ich glaube anderthalb Jahre, zwei Lockdowns und insgesamt sechs Monate Homeschooling später sollte jedem bewusst sein, dass wir uns getäuscht hatten. Der erste Lockdown war für mich persönlich der schlimmere, da alles noch so neu und angsteinflößend war.

Ich bin eine recht ambitionierte Schülerin und habe versucht meine Noten so gut wie es eben ging, aufrecht zu halten, das war ein absoluter Marathon, ich arbeitete oft bis spät in die Nacht. Bei vielen ging es durch den Distanzunterricht schnell bergab. Härter hat es jedoch die beiden Abi-Klassen von 2020/21 getroffen, da sie neben dem Stress der Krise auch noch unter großem Prüfungsstress standen.  
 

Mein größtes Problem mit der ganzen Situation ist, dass wir wirklich wenig zur Sprache kamen.


Die Regierung hat in manchen Dingen wie zum Beispiel dem Ausfallen der Klausuren richtig gehandelt, aber die Schulen wurden aus meiner Sicht zu lange geschlossen. Mir hätte ein Tag in der Woche mit vielleicht noch drei anderen Klassenkamerad*innen völlig gereicht, um mich etwas mehr zu motivieren. Ich glaube, man merkt, wie ich mich langsam reinsteigere.
Um kurz meinen Schulalltag im Distanzunterricht zu erläutern, ich hatte jeden Tag mindestens sechs Stunden Onlineunterricht, dienstags waren es zehn, unsere Lehrer verlangten von uns, uns in zwei Schulstunden Sport, Sporttheorie reinzuziehen. Es gab auch Stunden, in denen wir effektiv gearbeitet haben, das waren aber die wenigsten. Danach gab es noch ewig viele Arbeitsaufträge, bei denen ich um keinen Preis mitgekommen bin. Wirklich Spaß gemacht hat Onlineunterricht zu zweit, das konnte ganz schnell sehr lustig werden.  

Mein Rat… 

Ich liebe schon immer erste Schultage, aber das Gefühl, nach dem ersten Lockdown wieder in die Schule gehen zu können, werde ich nie vergessen. Ich war einfach nur unendlich froh und glücklich. Um den Wechselunterricht bin ich geschickt drum rumgekommen, da wir eine recht kleine Klasse sind und wir über sehr große Räume in der Schule verfügen. 
Jetzt komme ich langsam an meinen absoluten Grenzpunkt, dass Maskentragen. Das klingt jetzt so, als wäre ich ein Maskenverweigerin, das bin ich nicht. Ich sehe total ein, die Masken im Schulgebäude zu tragen oder auf dem Schulhof, aber auf dem Sitzplatz? Zugegeben, es ist besser als gar nichts und ich hoffe einfach wirklich nur noch so wenig Onlineunterricht wie möglich miterleben zu müssen. Mein Rat an alle anderen und auch künftigen Schüler*innen, die womöglich einmal den Unterricht virtuell erleben müssen, ist: Versucht so eigenständig im Lernen zu werden, wie möglich und macht weiter, ich habe zu viele Mitschüler*innen, die sich haben sacken lassen und wenn es geht, dann triff dich mit deinen Freund*innen und steht den Schmarrn zusammen durch.  
 

Augen zu und durch  

Wut bringt einem recht wenig, das mussten wir wohl oder übel schlucken, die Gen Z wird sowieso recht gerne recht wenig beachtet, denn zu viele alte, weiße Cis Männer sind der Meinung, wir sind zu jung, um wirkliche Probleme zu haben. Ich hoffe einfach, dass steigende Zahlen von Kindern und Jugendlichen mit Depressionen, Schlafproblemen und Lernschwächen schon irgendwann als Problem angesehen wird. Das klingt zwar sehr dramatisch, ist aber leider wahr. Die Krise hat uns Schüler*innen auf einer sehr emotionalen Ebene hart getroffen. Die fehlende Möglichkeit der gemeinsamen Interaktion während und zwischen den Unterrichtsstunden hat mir persönlich einen jahrelang da gewesenen Halt einfach genommen und hat mir über Monate den Spaß am Unterricht eingebüßt. 

Alles in allem kann ich doch sehr viel mitnehmen aus den vergangenen zwei Schuljahren, ich trauere natürlich vielem hinterher, was ich verpasst habe. Ob coole Projekte unserer Schule oder fette Feiern bei uns am See, ich habe gelernt, das hier und jetzt etwas mehr zu schätzen und bin froh über etwas mehr Normalität, auch wenn es nur temporär sein mag.

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