Das Ergebnis vom Konzertexperiment

Das Ergebnis vom Konzertexperiment

Sichere Live-Veranstaltungen sind prinzipiell möglich

Wissenschaftler*innen und Mediziner*innen der Universität Halle wollten herausfinden, wie wie hoch die Infektionsgefahr bei Konzerten und ähnlichen Veranstaltungen tatsächlich ist, wenn diese entweder ohne, mit mittlerem oder strengem Abstands- und Hygienekonzept stattfinden.


Restart-19 geht dem Risiko von Großveranstaltungen auf den Grund

Die Studie Restart-19, die im August in Leipzig durchgeführt wurde, zeigt: Große Kultur- und Sportveranstaltungen mit vielen Zuschauer*innen in Hallen sind - unter bestimmten Voraussetzungen - auch während einer Pandemie möglich.


Für das Experiment durfte der Sänger Tim Bendzko im August unter drei verschiedenen Hygieneszenarien auftreten: Ein normal ausverkauftes Konzert mit 8.700 Zuschauer*innen, ein Konzert mit 4.000 Zuschauer*innen, die mit Ein-Sitz-Abstand im Schachbrettmuster saßen und ein paarweise besetztes Konzert mit 1,50 Meter Abstand zum nächsten Paar und 1.700 Zuschauer*innen.

Das Publikum wurde mit Sendern ausgestattet, die es anhand einer Technologie ermöglichten, Aufenthaltsorte und Abstände zu anderen fast zentimetergenau zu messen. In den Pausen gab es die Möglichkeit, Catering-Stände zu nutzen und für alle galt Maskenpflicht während der gesamten Veranstaltung. Zudem gab es eine Modellierung der Luftströme unter verschiedenen Lüftungskonzepten, die per Computer dargestellt und berechnet wurden. 

Das wissenschaftliche Manuskript mit den Ergebnissen liegt im Moment Fachleuten zur Begutachtung vor - trotzdem sind die Wissenschaftler*innen damit auch schon an die Öffentlichkeit gegangen. 


Das ist zwar ungewöhnlich, allerdings heißt es, dass die Erkenntnisse relevant für die "öffentliche Daseinsfürsorge" seien und die Daten und Schlussfolgerungen deswegen "auch schon im derzeitigen Reifegrad" den Verantwortlichen zur Verfügung stehen.

Die Ergebnisse machen Hoffnung auf alternative Konzertkonzepte

Ein pauschales Verbot von Großveranstaltungen ist unter Umständen nicht die Lösung, denn: "Ein hygienisch gut kontrolliertes Konzert oder Handballspiel ist sicherer als eine Großhochzeit", fasst der Dekan der Universitätsmedizin Halle, Michael Geckle, zusammen. Natürlich bergen vollbesetzte Großveranstaltungen ohne Hygienekonzept ein großes Risiko für die schnelle Ausbreitung des Virus - allerdings führt schon eine Halbierung des Publikums, Maskenpflicht, feste Sitzplätze und ein Einlasskonzept ohne lange Warteschlangen dazu, dass die Ausbreitung von Covid-19 bei einem Inzidenzwert von 50 in einer Stadt wie Leipzig sehr gering wäre.

Selbst bei höheren Inzidenzwerten sollen Events mit niedriger Gefahr möglich sein, wenn die Besucher*innenzahl weiter reduziert wird und die Reihen nur paarweise und mit einem Mindestabstand von 1,50 Metern besetzt werden.

Für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen ist vor allem eine Belüftungstechnik, die den regelmäßigen Austausch von Raumluft mir frischer Luft gewährleistet, Grundvoraussetzung. Bei schlechter Belüftung soll laut den Wissenschaftler*innen das Infektionsrisiko um bis zu 70 Prozent steigen.

Die Studie kommt zum Ergebnis, dass die zusätzlichen Auswirkungen auf die Pandemie bei Einhaltung von Hygienekonzepten insgesamt gering bis sehr gering ist. Einen Überblick der Ergebnisse und die Empfehlungen der Wissenschaftler*innen findest du hier.



So volle Hallen wie vor Beginn der Pandemie sind natürlich nicht möglich.

Dennoch stellen die Ergebnisse die aktuellen Einschränkungen, die massive Auswirkungen auf die Veranstaltungsbranche haben, in Frage. Zuletzt hatte der Musiker und Fotograf Till Brönner mit einem Video auf die hilflose Lage, in der sich die Kulturbranche befindet, aufmerksam gemacht.

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