Mehr Nachhaltigkeit in der Musikbranche

Mehr Nachhaltigkeit in der Musikbranche

Fine Stammnitz im Interview mit egoFM Elise

Bei nachhaltigem Touring geht es weniger um fliegende Taxis als um eine effiziente Planung, erzählt Fine Stammnitz, Gründerin des Green Touring Networks, im Interview mit egoFM Elise.


Klimagerechtes Touring

Ursprünglich war das Green Touring Network ein Studierenden-Projekt der Popakademie, an der Fine Stammnitz studiert hat. 2016 entstand gemeinsam mit der Green Music Initiative und der Energieagentur NRW ein Guide zum Thema nachhaltiges Touring, die Website schlief allerdings ein, nachdem die Student*innen des Projekts die Uni verließen. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit hat sich Fine dann ein paar Jahre später damit auseinandergesetzt, welche Möglichkeiten die Musikindustrie hat, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und in diesem Zug auch das Green Touring Network in Absprache mit der Popakademie wieder mit Leben befüllt, wie sie selbst sagt. Seitdem setzt das Netzwerk Förderprojekte, Kampagne, Nachhaltigkeitsstrategien für Großveranstaltungen und vieles mehr um.
  • Fine Stammnitz im Interview
    Das komplette Gespräch mit egoFM Elise

Die Kunst- und Kulturszene ist extrem relevant für uns als Gesellschaft und hat deswegen eine große Strahlkraft und die Möglichkeit, das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus zu rücken. Viele Dinge sind allerdings systemisch bedingt noch gar nicht möglich, außerdem hat Nachhaltigkeit auch immer etwas mit Privilegien zu tun, erklärt Fine. 
"Es ist oft so, dass Nachhaltigkeit bedeutet, wir ersetzen Dinge einfach mit der nachhaltigeren Alternative, die dann sehr viel teurer ist. Und da ist es [deswegen] so, dass man einfach machen sollte, was man kann, was drin ist, was möglich ist und auf den Rest kann man aufmerksam machen, was systemisch noch nicht möglich ist." - Fine Stammnitz

Zug fahren ist zum Beispiel sehr oft um einiges teurer und komplizierter, als einen Bus oder Sprinter zu mieten. Es gibt allerdings auch Förderungen, um sich nachhaltiges Touring leisten zu können, zum Beispiel über ein Pilotprojekt vom Goethe Institut, außerdem können sich Künstler*innen auch bei vielen anderen Förderplattformen Nachhaltigkeitsmaßnahmen mitfinanzieren lassen, auch wenn es nicht explizit ausgeschrieben ist - im Zweifel einfach mal anrufen und nachfragen, empfiehlt Fine.

Es gibt aber natürlich auch Maßnahmen, die Geld sparen, zum Beispiel das Übernachten bei Freund*innen oder in Airbnbs, statt in großen Hotels. Grundsätzlich hat natürlich jede Band und jedes Festival andere Voraussetzungen und Möglichkeiten, aber Fine sagt trotzdem:
"Ich glaube schon, dass wenn man eine Reichweite und Plattform hat, hat man damit auch eine Verantwortung. Aber was die [Green Touring] Maßnahmen angeht, gibt es definitiv Leute, die da mehr oder weniger into it sind und das ist auch total legitim - auch wenn ich's mir anders wünschen würde." - Fine Stammnitz

Ganz grundsätzlich stellt sie klar:
"[Bei nachhaltigem Touring] geht es jetzt weniger um fliegende Taxis als um eine gute Planung davor, sodass man so effizient und so klein wie möglich unterwegs ist." - Fine Stammnitz

Das kann aktuell in der Tat noch etwas komplizierter sein und erst mal Mehraufwand für die Künstler*innen bedeuten. Gleichzeitig beobachtet Fine aber auch immer wieder, dass sich die Bemühungen lohnen und dadurch sogar das Miteinander gestärkt und kreative Prozesse angeregt werden können.


Natürlich ist das Touren nicht der einzige Bereich in der Musikindustrie, in dem auf Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit geachtet werden kann.

Das Green Touring Network arbeitet zum Beispiel auch mit der Kampagne Music Declares Emergency zusammen, die umfassende Tipps gibt und sich dafür einsetzt, die Branche ökologisch nachhaltig und regenerativ zu gestalten. "No Music on a dead planet" ist ihre Message. Am effektivsten ist es, verschiedene Bereiche wie Management, Booking, Venues, Catering, etc. ins Boot holen und gemeinsam zu überlegen, was möglich ist, sagt die Gründerin des Green Touring Networks. 
"Dass aller Wichtigste und auch das Schönste, wenn man so mit dem Klimathema arbeitet, ist, dass man merkt, dass es halt überhaupt nicht darum geht, irgendetwas alleine zu machen, oder als erstes zu machen, oder als bestes zu machen, [...] sondern es geht darum, dass wir alle gute Practices herausfinden, dass wir Dinge ausprobieren und wenn das funktioniert, dass wir es weitererzählen und zusammen mit unseren Partner*innen auf die Beine stellen und dass im Optimalfall dann auch noch andere Leute etwas daraus lernen können und auch noch etwas davon haben [...]." - Fine Stammnitz

Hier findest übrigens einen Artikel zu einigen unserer egoKünstler*innen, die sich bereits für die Umwelt einsetzen.

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