Ecosexuality: Die Erde als Objekt der Begierde

Ecosexuality: Die Erde als Objekt der Begierde

Peace, Love und - Sex mit der Natur?

Mit der Natur im Einklang sein. Das war schon immer ein zentraler Gedanke der Hippie-Bewegung. Eine etwas jüngere Strömung geht einen Schritt weiter und behauptet: Sex mit Mutter Natur ist nicht nur möglich, sondern auch wunderschön.

Na, wann hast du das letzte Mal einen Baum umarmt? Und dabei ein wohliges Kribbeln verspürt? Die Anhänger*innen der Ecosex-Bewegung sehen die Erde nicht als Mutter, sondern als Geliebte.


Der Begriff Ecosexuality...

...oder alternativ Sex Ecology wurde vor allem von den Performance-Künstler*innen Annie Sprinkle und Elizabeth Stephens 2008 zuerst bekannt gemacht. Sprinkle und Stephens haben mit ihrem Theaterstück Dirty Sexecology: 25 Ways to Make Love to the Earth und ihrem Ecosex Manifest die Vorstellung von Ecosexuality in der Öffentlichkeit stark geprägt. Sie veranstalten Workshops, Walking Touren oder sogar Ecosex-Hochzeiten.

Auch auf Bildern von Treffen und Events anderer Ecosex-Gruppen sieht man Menschen, die sich nackt im Dreck wälzen, sich gegenseitig mit Farnblättern streicheln und dabei eindeutig körperlich erregt werden. Aha. Das ist also geil?

Wenn du bis hierhin noch ziemlich ratlos bist: Die Kolleg*innen von ARTE Tracks waren mit der Kamera bei einem Treffen einer Eco-Sex-Gruppe in den USA mit dabei. Im Beitrag kannst du sehen, wie "Sex" mit der Natur aussieht:


Was ist Ecosexuality wirklich - eine politische Bewegung, eine Religion, eine künstlerische Ausdrucksform?

Wenn man sich die Ecosexuals etwas genauer ansieht, erkennt man, dass nicht wirklich Sex mit der Natur gehabt wird, also im Sinne von - Menschen stecken ihre Genitalien in Baumlöcher - sondern es geht um einen zentralen Gedanken: Wir sollten unseren Planeten nicht ausbeuten, sondern uns ihm wie Liebende hingeben. Ein Statement für Umweltschutz also. Die Ecosexuals sind einfach ein wenig extremer im Ausdruck ihrer Liebe und Wertschätzung für die Natur.

Aber ist Ecosex also auch politisch? Darüber kann man streiten, denn viele der Ecosex-Events finden in einer ganz eigenen Bubble und wenig öffentlichkeitswirksam statt. Ecosex gibt es mittlerweile aber auch in der Popkultur: Künstler*innen wie Peaches nutzen Elemente von Ecosexuality in ihren Musikvideos als künstlerische Ausdrucksform (siehe zum Beispiel das Musikvideo zu "Rub").

Die amerikanische Soziologin Jennifer J. Reed interpretiert Ecosexuality so:
"Ecosexuality is one way to inspire people to engage by making the environmental movement more sexy, fun, and diverse" - Jennifer J. Reed, Soziologin im Interview mit HEALTH


Was Ecosexuality noch bedeuten kann

Auch wenn das obige Verständnis von Ecosex für einige vielleicht ziemlich - sagen wir mal - speziell erscheinen mag, ein*e Ecosexual zu sein, kann auch in einem viel breiteren Sinn verstanden werden. Nämlich dem, dass man sein Umweltbewusstsein, das man im Alltag vielleicht durch das Reduzieren von Plastik oder die Verwendung umweltfreundlicher Produkte an den Tag legt, auch in das eigene Sexleben einfließen lässt.

Das bedeutet zum Beispiel, biologische oder aus umweltfreundlichen Materialien hergestellte Sextoys zu verwenden. Oder vielleicht auch, ab und zu mal draußen unter freiem Himmel mit seiner*m Partner*in Sex zu haben - wenn man es geil findet.

Design ❤ Agentur zwetschke