The Iron Claw

The Iron Claw

egoFM Trailer: Filmtipp

Von  Fabian Broicher
Wrestling als Rahmenhandlung für ein herzzerreißendes Familiendrama? Sean Durkin zeigt mit seinem Biopic 'The Iron Claw', dass das geht.


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Wer hinter The Iron Claw steckt

Die Iron Claw ist im Ring das Markenzeichen der Von Erichs, einer der größten und bekanntesten Wrestling-Dynastien der USA. Dabei wird die Handfläche platt gegen das Gesicht des Gegners gedrückt und er auf diese Weise in die Knie gezwungen. Nach eben diesem Move benennt Regisseur und Autor Sean Durkin sein Biopic, das auf dem Leben des Kevin Erich basiert. In der Hauptrolle agiert Zac Efron, einst Universal-Schönling in der High School Musical-Reihe, hier kaum mehr wiederzuerkennen. An seiner Seite spielen unter anderem Lily James und Jeremy Allen White, der zuletzt in der Koch-Serie The Bear brillierte.

Worum geht es in The Iron Claw?

Im Texas der Achtzigerjahre kennen alle Sportinteressierten die Von Erichs. Bereits seit mehreren Generationen steht die Familie im Ring und erobert die Herzen der Wrestling-Fans. Nun hat sich Oberhaupt Fritz hinter die Kulissen zurückgezogen, um seinen Söhnen Kevin, Kerry, David und Mike den aktiven Sport zu überlassen. Vor allem Kevin brilliert im Kampf, scheitert jedoch im Umgang mit der medialen Aufmerksamkeit. Während David auf seine eigene Chance lauert, sich im Ring zu beweisen, strebt Kerry eine Karriere als Leichtathlet an. Und Mike interessiert sich mehr für Musik – und ist somit erwartungsgemäß für seinen Vater das schwarze Schaf der Familie.

Dann jedoch sinkt Kevin nach einer Niederlage in einem wichtigen Match in der Gunst seines Vaters. Es scheint, als würde er von seinen beiden jüngeren Brüdern überholt. Der Zusammenhalt zwischen ihnen ist zwar stark, seit sie ihren ältesten Bruder als Kind beerdigen mussten, doch Fritz‘ unbarmherzige Art scheint diesen Zusammenhalt auf eine harte Probe zu stellen. Hinzu kommt der angebliche Fluch, der auf den Von Erichs lastet, der besagt, dass allen der Familie großes Unglück droht. Und zumindest scheint da etwas dran zu sein, denn die Brüder sind zwar erfolgreiche Kämpfer im Ring, ihre ganz persönlichen Dämonen vermögen sie jedoch nicht zu besiegen …

Der Trailer für The Iron Claw


So ist The Iron Claw

Sean Durkin, selbst großer Wrestling-Fan, erzählt The Iron Claw als wohldurchdachte Biografie, behutsam und erfrischend bodenständig. Er verlässt sich weniger auf die Oberfläche eines durchchoreographierten Matches, sondern wagt einen markanten Blick hinter die Kulissen und tief ins dysfunktionale Familienleben der Von Erichs – und stellt anhand des Kevin Von Erich auch die teils rührend enge Beziehung der vier Brüder vor. Dass der Regisseur kaum auf Schau bedacht ist, sondern eine so niederschmetternde Geschichte erzählt, dass man kaum glauben mag, dass sie auf Tatsachen basiert, ist stark. Obendrein wird der Film getragen von wirklich tollen Schauspielleistungen – hier sind vor allem Zac Efron und Jeremy Allen White zu nennen.

Ebenfalls klug ist Durkins Wahl, hier keinen Wrestling-Film zu erzählen, sondern universelle Themen wie Liebe, Brüderlichkeit, Konkurrenz und die Vergänglichkeit des Lebens in den Fokus zu rücken. Das macht ihn packend und anrührend. In dieser Hinsicht erinnert der Film an Martin Scorseses Meisterwerk Wie ein Wilder Stier, der den Boxsport ebenfalls bloß als Vehikel nutzte, um vom Absturz eines Mannes zu berichten. Zwar ist The Iron Claw nicht perfekt – die Charaktere setzen sich kaum intern mit ihren Problemen auseinander, was die mehr als zwei Stunden Laufzeit ein wenig in die Länge zieht. Trotzdem stimmt hier sehr, sehr vieles.

The Iron Claw ist mit 8 von 10 Wrestling-Matches absolut zu empfehlen. Toller Film!

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