Baghead

Baghead

egoFM Trailer: Filmtipp

Von  Fabian Broicher
Viel gewollt, wenig erreicht - der vielleicht multikulturellste Horrorfilm des Jahres ist trotz guter Ideen leider eine Enttäuschung.


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Wer hinter Baghead steckt

Der Regisseur ein Spanier, das Schauspielensemble besteht zum größten Teil aus Engländer*innen, gedreht wurde in Berlin. Der Horrorfilm Baghead vereint vor wie hinter der Kamera ein multikulturelles Team. Unter der Regie von Alberto Corredor wird hier allerdings keine neue Geschichte erzählt. Der Baghead, eine grausige, im Keller lebende Gestalt, die Tote beschwören kann, geht auf einen Kurzfilm von 2017 zurück. Nun folgt also die abendfüllende Variante.

Worum geht es in Baghead?

Nach dem Tod ihres Vaters erbt die angehende und chronisch abgebrannte Künstlerin Iris seinen gesamten Nachlass. Darunter auch seine Kneipe, ein baufälliges Gemäuer irgendwo in Berlin. Obwohl die beiden zuletzt keinen Kontakt mehr hatten, entscheidet sie sich dazu, die Bar weiterzuführen. Die Warnungen ihrer Freundin schlägt sie in den Wind. Zu verlockend erscheinen die Möglichkeiten einer festen Bleibe, noch dazu einer, in der ihr Vater Jahrzehnte lang wohnte. So hofft Iris, ihm emotional näherzukommen und besser zu verstehen, weswegen er den Kontakt abbrach.

Doch dann taucht der verzweifelte Neil bei Iris auf. Weswegen er ihr einen größeren Geldbetrag für einen Besuch im Keller bietet, erschließt sich ihr nicht direkt. Doch dann macht sie Bekanntschaft mit Baghead, einer Kreatur, die unter dem Pub haust und sich für eine kurze Zeit in Tote verwandeln kann. Iris beschließt, die Fähigkeiten des Wesens auszunutzen, beschwört damit jedoch das pure Grauen herauf…

Der Trailer für Baghead


So ist Baghead

Eines muss man Alberto Corredor lassen: Ihm gelingt es, viele stimmungsvolle Bilder einzufangen. Vor ein paar Jahren zeigte bereits Luca Guadagnino in seinem Suspiria-Remake, dass Berlin eine gute Horrorkulisse abgibt. Ortskundigen wird die charakteristische Architektur der Kulturbrauerei, die in Baghead als Kulisse diente, sicherlich schnell auffallen. Doch eine richtige Gruselstimmung mag nicht aufkommen. Denn Corredor setzt auf zu viele Jumpscares, die leider einfallslos in Szene gesetzt werden. Dadurch wirkt Baghead schnell formelhaft und unoriginell. Obendrein erinnern die Fähigkeiten des Wesens ein wenig an die der Geisterhand aus Talk To Me, dem viel stärkeren Überraschungserfolg aus Australien.

Auch die Handlung hinterlässt einige Fragezeichen. Oft erschließt es sich nicht, weswegen die Charaktere so agieren wie gezeigt. Die von The Witcher-Darstellerin Freya Allan verkörperte Iris wirkt stellenweise völlig planlos. Die Beziehung zwischen ihr und ihrer Freundin bleibt unklar. Die Konflikte zwischen ihr und ihrem Vater werden nie aufgeklärt. Und warum sie zum fremden Neil so schnell Vertrauen aufbaut, erschließt sich ebenfalls nicht.

Das ist schade, denn eigentlich hat Baghead Charme. Gerade die Elemente toxischer Männlichkeit, die Corredor in seine Geschichte flechtet, sorgen für Beklemmung. Leider manifestieren sie sich erst im letzten Drittel des Films – und damit viel zu spät. Womöglich wollte Corredor einfach etwas zu viel.

Deswegen gibt's für Baghead trotz einiger guter Ideen leider nur 4 von 10 Gesprächen mit dem Jenseits.

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