Lass mich in Ruhe mit deiner Mehrkinderphilosophie

Lass mich in Ruhe mit deiner Mehrkinderphilosophie

Meinung: Bitte alle mal aufhören sich bei Kinderfragen einzumischen!

Von  Anna Taylor
Absurde Gründe, die Menschen mir schon genannt haben, dafür, dass man schon mehr als nur ein Kind zeugen sollte.

Diese vermaledeite Kinderfrage

Da hast du Kindheit und Jugend mehr oder weniger erfolgreich hinter dir gelassen und dich (ebenfalls mehr oder weniger) zu einer gefestigten Persönlichkeit entwickelt, dann musst du das gefühlt auch schon wieder verwerfen und schon einem neuen großen Task widmen: Reproduktion. Fragen wie: "Willst du nicht langsam mal Kinder kriegen?" fallen im Akkord aus den Mündern von Bekannten und Verwandten wie Bomben von links und rechts.
Dann wird man tatsächlich schwanger. Bekommt ein Kind. Denkt, nun zumindest endlich die Ruhe von dieser elendigen Fragerei genießen zu können. Doch früher oder später fängt es schon wieder an: "NA, WANN KOMMT DENN DAS ZWEITE?!" 

Ein Kind ist kein Kind?

Das sagen doch nur Leute, die entweder tatsächlich kein Kind oder schon viel zu viele haben. Ein Kind kann alles sein. Für mich bedeutet es alles. Und abgesehen davon: Ich weiß von mir selber, dass ich mit einem schon ganz gut ausgelastet bin. Dass ich mir weder finanziell noch emotional überhaupt ein weiteres Kind gerade leisten kann. Ich will meine eh schon beschränkte Aufmerksamkeit (Doppelleben aus Lohn- und Care-Arbeit und dann will ich ja auch irgendwie noch ich selbst sein) nicht auf noch mehr Kinder aufteilen. Diese Erkenntnis muss doch was zählen, oder? Trotzdem hören die Leute nicht auf. Und werfen mir die abstrusesten und egoistischsten Gründe um die Ohren, warum Einzelkinder wohl geradezu Unmenschen seien. Was ich da zum Beispiel schon so gesagt bekommen habe (teilweise von eher fremden Personen), will ich dir verraten...

Die Top 5 absurden Gründe gegen Einzelkinder

  1. "Einzelkinder sind verzogen, Geschwister hingegen sozialer" - Der Klassiker unter den Vorurteilen. Dabei gibt es mittlerweile Studien en masse, die zeigen, dass diese Pauschalisierung nicht stimmt. Meiner Meinung nach wird, wenn man dieses Argument benutzt, ganz viel elterliche Erziehungsarbeit an eine utopische Idee von Geschwistern abgewälzt. Und überhaupt zieht der Punkt bei mir nicht, weil mein einer einzig wahrer Freund Einzelkind ist.
  2. "Was, wenn dein eines Kind kein Kind will - willst du nicht mal Großmutter werden?" - Hier kommen wir vielleicht zur wahren Fratze der Mehrkinderphilosophie: Egoismus pur. Stupide Fortpflanzung. Wenn mein Kind kein Kind will, dann will es kein Kind und das hat mich nicht zu betroffen zu machen. Die Erde hat sowieso nicht das Problem, dass Menschen aussterben. Im Gegenteil.
  3. "Die werden so schnell groß, wäre doch schön das alles nochmal zu erleben" - Schon wieder: purer Egoismus. Pass halt das erste Mal richtig auf.
  4. "Was macht das Kind denn, wenn ihr [die Eltern] tot seid? - Mit einem Geschwisterchen wäre es dann nicht alleine" - Eigentlich hoffe ich, dass mein Kind irgendwann auch mal sowas wie gute Freund*innen findet. Denn es ist absolut auch nicht gewährleistet, dass die Geschwisterchen sich für immer oder überhaupt gut verstehen. Denn übrigens: Das Sprichwort "Blut ist dicker als Wasser" ist nicht darauf zurückzuführen, dass die Bindung zwischen Verwandtschaft fester ist als die zwischen Freund*innen - im Gegenteil sogar. Das Originalsprichwort lautet: "The blood of the covenant is thicker than the water of the womb" und bedeutet, dass Blutsverträge (zum Beispiel auch Blutsgeschwisterschaft) mehr wert ist, als das Geburtswasser des Mutterleibes.
  5. "Wenn das eine Kind stirbt, hast du immer noch ein anderes" - Tatsächlich schon mal gehört. Und ich lass es jetzt einfach mal so stehen. Über die Schwere dieses Gedankens soll sich ruhig mal jede Person selbst klar werden.

Es gibt keine universell richtige Antwort auf die Kinderfrage

Es ist total fein, wenn man für sich selbst entscheidet, dass man mehrere Kinder haben will. Ich selbst kann – trotz dieses Textes – nicht zu hundert Prozent versprechen, dass ich meine Meinung nicht auch irgendwann wieder ändere. Darum geht es auch gar nicht. Sondern darum:

Jede Person oder jedes Pärchen soll doch bitte für sich selbst entscheiden, wie viele Kinder (und ob überhaupt welche) infrage kommen.

Und zwar frei von merkwürdigen Vorurteilen gegenüber Einzelkindern und stattdessen mit einer gehörigen Portion Skepsis, dass nicht alles "was man halt so die letzten Hunderte von Jahren gemacht hat" heutzutage noch sinnvoll ist. Viel wichtiger ist es, sich damit auseinanderzusetzen, ob man tatsächlich auch die finanziellen oder – um einiges wichtiger – emotionalen Mittel für mehrere Kinder hat. Oder ob man eben nur nach veraltetem Glauben handelt.



Hast du auch schon mal irrwitzige Kommentare zur Anzahl deiner Ausgeburten bekommen?

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