Die Geschichte des Samplings

Die Geschichte des Samplings

Diebstahl oder Kreativität?

Von  Sabrina Luttenberger
Woher kommt Sampling und überhaupt: Ist das jetzt Kunst oder alles nur geklaut?

"Höh, kenn ich doch irgendwoher?"

Manchmal sehen wir auf der Straße eine Person und denken: "Irgendwoher kenn ich die doch!" Oder schauen einen Film und meinen: "Die Synchronstimme kommt mir aber bekannt vor!" Und auch bei Musik kann es uns hin und wieder so gehen: "Der Song ist zwar neu, aber irgendwie erinnert mich an irgendeinen anderen, älteren Track". Und tatsächlich: Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich groß, dass ein Teil davon gesampelt ist. Was das ist und - vor allem - was es darf, dem geht Sabrina auf den Grund...
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    Diebstahl oder Kreativität?

Die Geschichte des Samplings

Als die Black Eyed Peas 2009 "Boom Boom Pow" veröffentlichen, gibt's da eine Songzeile, die irgendwie sehr bekannt vorkommt - findest du's?


Okay, relativ offensichtlich: Inspirieren lassen haben sie sich von Daft Punks "Harder, Better, Faster, Stronger".


Aber nicht mal das ist das Original - das kommt nämlich aus den 70ern von Edwin Birdsongs "Cola Bottle Baby".

Was Daft Punk und die Black Eyed Peas gemeinsam haben: Sie haben gesampelt.

Und bedienen sich damit einer ziemlich beliebten Kunstform in der Musik. Sampling, das bedeutet einen Teil aus einem anderen Song kreativ in den eigenen einbauen, ob verlangsamt, schneller oder geloopt.

Ausschlaggebend für den Sampling Hype ist der HipHop

Mitte der 80er veröffentlichen zwei Mitarbeiter eines New Yorker Plattenladens ihre eigene Plattenreihe "Ultimate Breaks & Beats". Sie wollen damit DJs helfen, denn die suchen für ihre Auftritte oft kurze Schlagzeugpassagen zu denen Rapper freestylen können. Dafür wühlen sie in den Plattenkisten und stoßen auf den Song "Amen Brother" der Soul Band The Winstons. Das Drum Solo loopen sie zu einem längeren Track und der kommt in der HipHop-Szene so gut an, dass ihn immer mehr Produzent*innen verwenden.

Mit Sampling-Geräten ist nach und nach jeder dazu in der Lage, sich aus vielen Songs einen eigenen neuen Track zusammenzubauen. Wenn der dann aber erfolgreicher wird als das Original...? 

Wie moralisch vertretbar ist Sampling dann, beziehungsweise wie legal ist es?

Eine Frage, die immer wieder diskutiert wird. Ein bekannter Fall aus Deutschland: In den 90ern produziert der Musiker Moses Pelham den Song "Nur Mir" von Sabrina Setlur. Er samplet darin den Kraftwerk Song "Metall auf Metall". Es sind nur zwei Sekunden, aber er nimmt sie eben, ohne Kraftwerk zu fragen. Die klagen dagegen und so streiten sie seit über 20 Jahren vor Gericht. Mehrmals hat sich die Rechtslage in dieser Zeit geändert, deshalb läuft der Rechtsstreit noch immer.

Ob Sampeln jetzt Diebstahl ist oder Kreativität - Produzent Mark Ronson sieht es bei einem Ted Talk so:
"These arguments completely miss the point because [...] we live in the post sampling era, we take the things that we love and we build on them. When we really add something significant and original and we merge our musical journey with this, then we have a chance to be a part of the evolution of that music that we love" - Mark Ronson

Trotzdem: Die Originalkünstler*innen zu fragen und oder anzuerkennen, zeigt nochmal mehr die Wertschätzung von Musik. Denn wie viele Songs gäbe es gar erst nicht ohne ältere Songs? Aber genauso: Wie viele Songs gäbe es nicht ohne Sampling?

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