Die Bayerische Polizei

Die Bayerische Polizei

Polizei Chefausbilder Gerd Enkelin im Interview

Ausgelöst durch die Polizeigewalt in den USA steht auch die Polizei in Deutschland in der öffentlichen Diskussion. Wir haben mit Gerd Enkling von der Bayerischen Polizei gesprochen.

Gerd Enkling ist Polizei Chefausbilder bei der Bayerischen Polizei und unsere Fragen zur Polizeiausbildung in Bayern, Rassismus bei der Polizei und die momentane Situation in den USA beantwortet.
  • Gerd Enkling von der Bayerischen Polizei
    Das Interview zum Nachhören

Die Polizeiausbildung in Bayern 


Die Ausbildung zum Streifenpolizisten dauert zweieinhalb Jahre und besteht aus fünf Ausbildungsabschnitten. Diese Ausbildung durchläuft erst einmal jede*r Polizist*in in Bayern. Vorher wird im Rahmen der Einstellungsprüfung die Resilienz getestet, unter anderem bei einem psychologischen Auswahltest. Zu diesem Auswahltest ist im Vornherein nichts bekannt, da dieser mit einem gewissen Überraschungseffekt arbeitet.

Rassismus bei der Polizei

Gerd Enkling sagt, dass er die öffentliche Diskussion nicht nachvollziehen kann und es bei der Bayerischen Polizei keinen generellen Rassismus gibt. Einzelfälle schließt er aber nicht aus:

"Polizei sind Menschen und wo Menschen sind, wird es auch Fehlverhalten geben. Aber ich glaube nicht, dass wir hier einen latenten oder generellen Rassismus bei der Polizei haben. Das war nicht so und das ist nicht so." – Gerd Enkling

Um die Einzelfälle zu verhindern wurde die Ausbildung hinsichtlich der interkulturellen Kompetenz angepasst, zum Beispiel indem das Thema Kommunikations- und Konflikttraining erweitert wurde und auf Besonderheiten der Kulturkreise eingegangen wird.

Gegen Racial Profiling sollen Übungen und Diskussionen helfen, in denen die eigenen Gedankengänge und Stereotypen hinterfragt werden, erzählt Gerd Enkling.


Von Racial Profiling spricht man, wenn Menschen aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes oder ethnischer Merkmale von Polizei-, Sicherheits-, Einwanderungs- und Zollbeamten kontrolliert werden.


Berufsethos


Der Polizei wird aktuell vorgeworfen, intern einem Solidaritätsdruck ausgesetzt zu sein, Stichwort "Korpsgeist". Das bedeutet, dass bestimmte Informationen nicht an die Öffentlichkeit gelangen, um den Ruf der Polizei zu schützen.

Gerd Enkling weist diese Vorwürfe zurück und verweist auf den Berufsethos der Polizei, sich an das geltende Gesetz zu halten. Das wird den Polizist*innen in der Ausbildung vermittelt:

"Dem jungen Polizisten muss klar sein, welche wichtige Funktion er im Staat hat, wie hoch das Vertrauen der Bevölkerung in ihn ist, […] und daraus resultiert eine hohe Verantwortung für Rechtsstaatlichkeit." – Gerd Enkling

Für Enkling ist es ganz klar, dass ein gesetzeswidriges Verhalten eines*einer Kolleg*in bei der Polizei nicht toleriert werden.

Die funktionierende Presse, die eine Kontrollfunktion ausübt, hält Gerd Enkling außerdem auch für sehr wichtig.

"Kritische Presse gegenüber der Polizei bedeutet für uns auch immer wieder, dass wir uns selber überprüfen müssen […]. Es ist in gewisser Weise auch ein Feedback." – Gerd Enkling

Polizeigewalt in den USA

 
Die Polizeigewalt in den USA hat für Gerd Enkling mehrere Ursachen. Im Gegensatz zu Bayern dauert die Polizeiausbildung in den USA im Durchschnitt nur um die 16 Wochen und Deeskalation, Konfliktmanagement, Kommunikation spielen dabei nicht so eine große Rolle wie in Bayern.

Außerdem sieht er ein Problem darin, dass die Polizist*innen sich in den USA aufgrund der lockeren Waffengesetze bei jeder Verkehrskontrolle darauf einstellen müssen, dass das Gegenüber eine Waffe zieht.

 

Gerd Enkelin ist im Großen und Ganzen der Meinung, dass die Strukturen bei der bayerischen Polizei gut funktionieren, aber natürlich ist auch die Polizei in Bayern nicht perfekt:

"Ich glaube alles in allem liegen wir gut. Wir werden nie hundert Prozent erreichen, das ist unmöglich, das gibt es nirgendwo, […]. Wir arbeiten daran, so gut wie möglich zu sein und ich glaube das Hohe Vertrauen der Bevölkerung in Bayern zeigt, dass wir da auf einem guten Weg sind und wir wirklich auch gut arbeiten." – Gerd Enkling

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