ASMR: Der Orgasmus für unser Gehirn

ASMR: Der Orgasmus für unser Gehirn

Tiefenentspannung durch Flüstern, Knistern & Co.

Das Debütalbum von Billie Eilish bekommt jetzt auch ein eigenes ASMR-Video.

Das Kürzel ASMR springt uns seit einiger Zeit auf YouTube von allen Seiten entgegen, millionenfach werden Videos hochgeladen, deren Inhalt oft nicht mehr als ein bisschen Flüstern und Knistern ist.

Aber was ist ASMR eigentlich?

ASMR steht für "Autonomous Sensory Meridian Response". Verschiedenste auditive und visuelle Reize (sogenannte Trigger) wie Flüstern, sanftes Sprechen oder beruhigende Handbewegungen lösen bei vielen ein leicht kribbeliges, behagliches Gefühl aus. Tingle wird dieses Empfinden in der ASMR-Community genannt und beginnt meistens im Hinterkopf, bevor es sich im ganzen Körper auslöst. Dabei können die Tingles ganz unterschiedlich intensiv sein.

ASMR-Videos sollen diese Tingles herbeiführen, deswegen flüstern Menschen in ihr Mikro, nehmen sich Papier, Pinsel oder lange Fingernägel als Hilfsmittel, tippen auf Gegenstände und säuseln die unterschiedlichsten Geräusche in unsere Ohren.

Mit Cardi B hat sich sogar schon eine Grammy-ausgezeichnete Rapperin an ASMR versucht und ein Video gemacht, in dem sie uns zuflüstert und ihr berüchtigtes "Okurrr" in das Mikrofon wispert:


Der neueste ASMR-Hype ist Billie Eilish

Das Debütalbum When We All Fall Asleep, Where Do We Go? von Billie Eilish bricht gerade weltweit Rekorde und chartet international auf Platz eins. Weil Billie eine besondere Art zu singen hat und in ihren Songs auch mal flüstert und spricht, sind ihre Songs - wen wundert's - auch bei der ASMR-Community beliebt.

Gibi aus den USA ist eine der größten ASMR-YouTuberinnen mit 1,8 Millionen Followern. Sie ist angeblich selbst großer Fan von Billie Eilish und hat deswegen ein Tribute-Video gemacht, in dem sie das komplette Album neu interpretiert hat - für ASMR.

Das klingt erstmal ein bisschen langweilig, weil wir die Songs ja mit Musik kennen und außer Geflüster erstmal wenig zu hören ist.

Tatsächlich liest Gibi aber nicht einfach die Songtexte ab, sondern hat sich für jeden Song ein eigenes Setting überlegt, raschelt mal mit Papier, nimmt Brausepulver in den Mund oder kratzt mit Zahnarztbesteck über die hochsensiblen Mikrofone. Auf die Art bringt es das Video auf knapp vierzig Minuten und es scheint ASMR-Fans zu gefallen - 1,3 Millionen Views sind schon ansehnlich.

Wenn du jetzt neugierig geworden bist, kannst du dir hier das Video in voller Länge geben. Aber Vorsicht, eventuell schläfst du beim Anschauen ein:




Der Orgasmus fürs Hirn

Was ist das Ziel von ASMR? YouTubern und ihren Followern ist also aufgefallen, dass man durch bestimmte Dinge einen Zustand völliger Entspannung auslösen kann. Ok, cool.

Manche spüren nur eine dezente, sanfte Wirkung, bei anderen kommt es sogar zu einer Art "Braingasm", dem Orgasmus fürs Gehirn.

Die Trigger können für dieses Gefühl wirklich vielfältig sein. Manchmal sogar sehr seltsam, denn empfindliche Mikrofone nehmen alles mögliche und auch ungewohnte auf.



Die YouTuber helfen uns mit ihren Videos häufig auch nicht nur zur leichten Entspannung, sondern können uns auch beim Einschlafen und bei Stressbewältigung helfen. Ihnen wird auch eine sexuelle Wirkung und sogar ein beruhigender Effekt bei psychischen Störungen nachgesagt.

Zumindest empfinden die meisten dieses Gefühl - denn manche Hörer können den Hype bisher nicht nachvollziehen. Auf jeden Fall noch nicht, denn viele verschiedene Geräusche kommen bei den Millionen Hörern auch ganz unterschiedlich an. Vielleicht war das richtige Geräusch manchmal einfach noch nicht dabei (zumindest laut der Community).



Der Boom der ASMR-Videos

Die ASMR-Community zählt heutzutage sogar zu den erfolgreichsten auf der ganzen Plattform YouTube. Macher der Videos, sogenannte ASMRtists (aus ASMR und Artist) haben eine enorme Fangemeinde und ihre Videos teilweise mehrere Millionen Klicks. Die Kommentarspalten sind überflutet von Dankbarkeit über den Inhalt und die dadurch ausgewirkte Entspannung. 

Einige YouTuber verdienen heute damit teilweise sogar ihr Geld. Sie produzieren ihre Videos sehr professionell, haben hochsensible Mikrofone mit Plastikohren und erzeugen dadurch ein absolut hautnahes Gefühl.

Wie wenn sie einem direkt ins Ohr flüstern würden - oder knistern, pusten oder klicken. 

Auch außerhalb von YouTube haben ASMR-Videos mittlerweile großen Anklang. Es gibt bereits auf Streaming-Plattformen, wie Spotify, einige Kategorien und Playlisten mit vielen Abnehmern und sogar einige Unternehmen sind mittlerweile auf den Zug des ASMR-Erfolgs aufgesprungen. IKEA und Glenmorangie integrieren die auditiven und visuellen Reize in ihre Werbekampagnen.



Leider können die Tingles auf Dauer laut einigen Fans auch schwächer werden. Hat man die Videos zu oft und zu intensiv geschaut, soll der Gewöhnungseffekt eintreten und man empfindet die Reize nicht mehr so intensiv. Dafür muss man aber laut Community schon ein Hardcore-Fan sein. 

Wir tun uns ehrlich gesagt noch ein wenig schwer mit den ASMR-Videos, einen "Braingasm" hatte zumindest noch keiner aus dem Team. Hast du ASMR schon mal ausprobiert?

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