Vier-Tage-Woche für alle!

Vier-Tage-Woche für alle!

Weniger arbeiten für gleiche Bezahlung

Von  Anna Taylor
Island zeigt nun mit den Ergebnissen eines langjährigen Versuchs, dass weniger Arbeit für gleichbleibende Bezahlung kein utopisches Hirngespinst ist.

In unserer ausbeuterischen, vom Kapitalismus getriebenen Gesellschaft herrscht a) die Annahme, dass Arbeit unbedingt etwas Erfüllendes sein sollte und Überstunden daher quasi auf den Life-Part in der Work-Life-Waage einzahlt - sonst bist du halt im falschen Job. b) Halten es viele für logisch, dass mehr Arbeit mehr Ergebnisse bringt und ergo mit mehr Geld entlohnt werden sollte. Die Annahme a) ist ziemlich privilegiert und ignoriert die vielen, vielen Menschen, die Lohnarbeit aus Existenzgründen abarbeiten müssen. b) wiederum ist eine Fehlannahme. Das hat nun einmal mehr ein langjähriger Test in Island bewiesen.

Vier zum Preis von fünf

Der isländische Test einer 4-Tage-Woche fand zwischen 2015 und 2019 statt: 2.500 Arbeitnehmer*innen aus dem vorwiegend öffentlichen Sektor durften einen Tag weniger arbeiten, wurden aber weiterhin für fünf bezahlt. Klar kann man da gleich denken: Ein Tag weniger Arbeit = weniger Output. Die Gleichung ging allerdings während der Testphase nicht auf - viel mehr wurde deutlich, dass die Produktivität der Arbeitnehmer*innen nicht nur gleich blieb, sondern sich in den meisten Arbeitsstätten sogar eher noch gesteigert hat. Dieses unglaubliche Ergebnisse hat nun 86 Prozent der Erwerbsbelegschaft in Island dazu bewegt, ebenfalls auf das Modell der verkürzten Arbeitszeit zu steigen. 

Nach dem großen Erfolg in Island soll die 4-Tage-Woche nun auch in Spanien und in einem großen neuseeländischen Unternehmen getestet werden. Gerade in Anbetracht der veränderten Arbeitssituation zu Corona-Zeiten ist eine Anpassung unseres Arbeitsverhältnisses angebracht.



Übrigens: Der Mythos der Überstunden

Eine weitere weitverbreitete Fehlannahme ist, dass Überstunden was Erstrebenswertes sind. Faktisch falsch, denn faktisch macht es uns krank, was neulich auch die WHO bestätigt hat - Untersuchungen zufolge kostet zu viel Arbeit rund 745.000 Menschen jährlich das Leben (hier findest du einen ausführlichen Text zur Studie).



Die positiven Effekte einer Vier-Tage-Woche

Gesundheitliche Vorteile

Versuchspersonen berichten, sie hätten sich weniger gestresst und unter Druck gesetzt gefühlt. Außerdem hätte sich ihre Work-Life-Balance verbessert, weil sie mehr Zeit für Familie, Freizeit oder einfach zum Faulenzen hatten. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben verringert schließlich das Risiko für ein Burn-Out und Depressionen. Mehr Zeit für sportliche Aktivitäten wirkt sich ebenfalls positiv auf die Gesundheit aus.

Umweltschutz

Wenn Arbeitnehmer*innen weniger arbeiten, wird auch der Berufsverkehr reduziert. Weniger Verkehr, weniger Stau und Rush Hours = weniger Abgase.

Gleichberechtigung

Eine allgemein verringerte Arbeitszeit wirkt sich zudem positiv auf Gleichberechtigung von Elternteilen aus. Während heute noch deutlich öfter Mütter zu Hause bleiben (müssen), könnten verkürzte Stunden dazu führen, dass sich Elternteile die Pflegezeit ihrer Kindern besser untereinander aufteilen. 

Eine gemeinwohlorientierte Arbeitswelt

All diese Punkte - mehr Gleichberechtigung, verbesserte Gesundheit der Arbeitnehmer*innen und Umweltschutz - zahlt auf die Vision der Gemeinwohlökonomie ein. Diese sagt, dass kapitalistisches Wirtschaften in einer sozialen und nachhaltigen Gesellschaft nicht mehr zeitgemäß ist.



Apropos Gemeinwohl

In den letzten Monaten haben wir uns damit beschäftigt, ein sozialeres und nachhaltigeres Unternehmen und Teil der Gemeinwohlökonomie zu werden. Unsere Ziele und erste Umsetzungen findest du hier.




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