Kurt Vile: Bottle It In

Kurt Vile: Bottle It In

Der Lieblingstonträger der Woche

Manchmal bist du einfach zur falschen Zeit am falschen Ort um glücklich zu sein und manchmal hörst du einfach nur die falsche Musik. Das können wir jetzt sagen, denn das siebte Soloalbum vom ehemaligen The War on Drugs-Gitarristen Kurt Vile ist draußen und plötzlich wirkt alles irgendwie einfacher.

Die unglaubliche Leichtigkeit des Country

Feine Gitarrenriffs, entspannte Rhythmen und Kurt Viles eingängige, sanfte Stimme machen Bottle It In fluffig, katapultieren dich in den Schwebemodus und lassen alle Sorgen damit klein und nichtig wirken.

Dabei birgt Bottle It In nicht nur lebensfernen Schluffi-Country und lebensbejahende Floskeln.

Im neuen Album verpackt Kurt Vile auch allerhand soziopolitische Kritik. In den Songs geht es so unter anderem um Umweltschutz (besonders gegen diese protzigen SUVs, auf die Amerikaner besonders stehen, hegt der Sänger einen Groll, dem er in "Loading Zones" Raum gibt) und unser Konsumverhalten, das seiner Meinung nach völlige Überhand gewonnen hat: Ständig haben wir unser Smartphone in der Hand und verlieren dabei völlig die Nähe zum echten Leben, der Umgebung und letztlich auch zu anderen Menschen. Dass er selbst abgelenkt wird und durch den ständigen Gebrauch von Smartphones unkonzentriert ist, merkt Vile besonders, wenn er irgendwas auf dem Handy nachschauen will, jedoch prompt beim Anschalten vergessen hat, was das überhaupt war.

Freilich ist hier und da auch Kritik an der Trump-Administration versteckt.



Bottle It In hat sich auf Reisen fast selbst geschrieben...

...der Prozess war dennoch alles andere als locker. Während Kurt Vile mit dem letzten Album auf Tour unterwegs war, mietet er sich in ganz Amerika in verschiedenen Studios ein, um immer mal wieder am neuen Album zu schreiben. Weitere Inspirationsschübe geben ihm Trips mit der Familie, die Kurt Vile während seiner Tour an verschiedenen Spots für einige Zeit begleiten. 

"I've been bouncing around a lot and recording all over. My family would meet me in the middle of America, and we'd go on a road trip somewhere. I would record in between all that stuff."
Die spontanen Besuche gestalten sich dabei relativ unkompliziert, groß Flüge musste die Reisetruppe nämlich nicht buchen, da die Trips ausschließlich mit dem PKW bestritten wurden.

Kurt hat nämlich wahnsinnige Flugangst.

Die Panikattacken beim Fliegen hat er damals nur mit übermäßigem Alkoholkonsum in den Griff bekommen. Mittlerweile hat er jedoch ein neues, viel gesünderes Mittel gegen die Angst bekommen: Country-Musik! Das funktioniert richtig gut, immerhin tourt er ja auch gerade durch Europa mit dem neuen Album im Gepäck.
Während er sich beim Fliegen zupumpt mit wilden Banjos, Akkordeons, Mandolinen, Mundharmonikas, Waschbrettern und schachtenden, teils quakenden Vocals, wächst die Begeisterung fürs Genre. Unter anderem entdeckt Kurt Vile dabei auch den Musiker Charlie Rich, der selbst starker Alkoholiker war und letztlich daran verstorben ist. Auf Bottle It In hat Kurt Vile eine Hommage an den Country-Dude parat: "Rollin' With the Flow" ist ein Cover einer seiner erfolgreichsten Songs. Kurt Vile reduziert allerdings die typischen Country-Elemente, die das Genre oft kitschig und schnulzig machen. 

Bottle It In - ein Freundschaftsalbum

Für die Klangvielfalt die sich aus der Kombination von Country, Pop, Rock und Americana ergibt ist Kurt Vile nicht alleine verantwortlich. Die Fingerchen im Spiel hatten unter anderem Freunde wie Kim Gordon von Sonic Youth, Stella Mozgawa von Warpaint, Holly Laessig und Jess Wolfe von Lucius, dem Folk-Musiker Cass McCombs, der Harfen-Virtuosin Mary Lattimore und natürlich auch von der Band The Violaters, die Kurt Vile auch auf Tour live begleitet. Produziert wurde das Ganze von Rob Schnapf, Peter Katis (hat auch jahrelang mit Interpol zusammengearbeitet) und Shawn Everett, der schon mit so ziemlich jedem zusammengearbeitet hat, der für Alternative Rock und Folk steht (The War on Drugs, Alabama Shakes, Hinds, Broken Social Scene, Julian Casablancas und vielen, vielen mehr).

Und jetzt: los!

Wir können gerne mal eine kleine Challenge starten: Du versuchst, dir Bottle It In anzuhören und nicht prompt den Wahnsinnsdrang zu verspüren, einfach selbst die Sachen zu packen, alles in den Wagen zu schmeißen und loszufahren und wir lehnen uns dabei zurück. Keine Chance hast du, nämlich. Bottle It In ist nämlich der perfekte Soundtrack zum Erschließen neuer Territorien!



Tracklist: Kurt Vile - Bottle It in

01 Loading zones
02 Hysteria
03 Yeah bones
04 Bassackwards
05 One trick ponies
06 Rollin with the flow
07 Check baby
08 Bottle it in
09 Mutinies
10 Come again
11 Cold was the wind
12 Skinny mini
13 (bottle back)

Bottle It In von Kurt Vile wurde am 11. Oktober 2018 via Matador/Beggars Group (Indigo) veröffentlicht.

Design ❤ Agentur zwetschke