Juse Ju hat sein viertes Studioalbum veröffentlicht. Was sein Debüt von 2009 mit der aktuellen Scheibe zu tun hat und Weiteres, erklären wir euch im Folgenden.
Die offensichtlichste Frage ans Album zuerst: Warum einen Tokioter Stadtbezirk als Namenspate? Nun ja, dazu müssen wir ins Jahr 2009 zurück. Juse Ju brachte zu dieser Zeit gerade sein Debüt Yo! Hip Hop hat mein Leben zerstört raus, dessen Titel die mentale Verfassung des selbstdeklarierten Indie-Rappers zu dieser Zeit sehr passend beschrieb. Wirklich Bock auf die Szene und deren Musik hatte er damals nämlich nicht mehr, weshalb es ihn raus aus Deutschland zog und rein nach Japan. Die aufmerksamen Geographiestudenten unter euch wissen sicherlich, dass Tokyo die Hauptstadt Japans ist und Shibuya ein im Osten der Stadt liegender Bezirk. Und TADA, sind wir auch schon auf des Rätsels Lösung gestoßen und gleichzeitig um zwei drei Informationen reicher. Stop, noch nicht ganz. Es folgt noch der zweite Teil der Geschichte: Der Rapper hat bis zu seinem elften Lebensjahr in Japan gelebt und damit bereits einen Großteil seiner Kindheit dort verbracht.
Diese prägende Zeit wird konsequenter Weise im Titeltrack "Shibuya Crossing" verarbeitet:
Die größte Stadt der Welt, kein Haus hat einen Garten,Der Japanbezug wäre mit Adoleszenz und Kindheit somit doppelt untermauert.
Aber die Streets sind hier so safe, lass mich laufen, es ist Japan!
Hitzkopf wie Vegeta, hab geklaut und mich geschlagen,
Wurd im Ito Yokado geschnappt von Kaufhauskommissaren,
Eltern schreien 'Schlechter Umgang', dauernd alles Drama,
Aber Bru ruft in die Tränen 'Juse, glaub nicht was sie sagen'.
Das Album hat aber noch mehr als persönliche Retrospektive zu bieten, wie der Song "Propaganda" zeigt.
Hier greift Juse auf das altbewährte Stilmittel der Selbstironie zurück und verpackt es gekonnt in Politsatire. Geschossen wird - wer hätte es gedacht - natürlich gegen Erdogan, Trump und AfD-Anhänger. Um das Zeitgeschehen kann man sich wohl selbst im Deutschrap nicht drücken. Wenigstens muss Juse nicht allein durch diese Zeiten und Flagge bekennen.Natürlich hat Juse Ju mit Fatoni und Edgar Wasser auch seine Homies aufs Album gepackt. Auf "7Eleven" drehen die drei gemeinsam auf und tingeln neben Japan auch „bekifft durch den Rewe-Markt“ oder spitten gegen Seximus und der gleichen.
Wir merken, nur weil Juse Ju auf Shibuya Crossing seine eigene Story gepackt und einen Blick in seine Kindheit wirft, bedeutet das noch lange nicht für den Rapper, jeden Track mit durch und durch ernsten Lyrics vollstopfen zu müssen. Die Mischung macht's musikalisch und thematisch, weshalb auf jedem der zwölf Songs Neues zu hören ist.
Tracklist: Juse Ju - Shibuya Crossing
- Kirchheim Horizont
- 7Eleven feat. Fatoni, Edgar Wasser
- Propaganda feat. Danger Dan
- Fake It 'Till You Make It
- Lovesongs
- Justus BWL
- Bordertown
- Knete teilen
- Pain is Love
- Milka Tender feat. Luko
- Shibuya Crossing
- Cloudrap
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