Zuerst sich einen Namen mit super sonnigen Songs machen, dann mit einem schnauzigen "Ge bitte" daher kommen und ernstere Themen ansprechen - vom Klang her aber dennoch auf die lockere Art und Weise setzen. Das sind Granada, die mit ihrem zweiten Album perfekt zwischen Zynismus und Urlaubs-Feel-Good-Musik schwingen.
Da muss man eben zweimal hinhören
...gerade diejenigen, die Granada schon 2016 mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum kennengelernt haben. Da haben die Grazer Austro-Rock-Popper nämlich einen Klang etabliert, der von uninspirierten Leuten gerne als Urlaubs-Feel-Good-Musik beschrieben wurde. Ge bitte, das klappt mit dem Zweitlingswerk nicht mehr ganz so gut. Denn auf Ge Bitte schwingt eine gute Portion Melancholie und Ernst mit - nur eben verpackt in eher fluffigen Klängen.Ist ja auch Quatsch, dieses "Bist du gestresst vom Alltag und langsam am Ausbrennen? Na dann zieh dir doch eine super sunny Sorglos-Platte rein, das ist wie Urlaub für den Kopf"-Gehabe. Wenn du gestresst bist und eine Auszeit brauchst, dann hast du dir die gefälligst zu nehmen. Ob du dabei dann Granada hörst oder nicht, das ist vollkommen dir selbst überlassen. Dieses Funktionieren nach Anleitung unserer tollen Turbo-Gesellschaft monieren die Jungs nämlich auch selbst auf Ge Bitte.
Wir rackern uns ab, werden zu Zombies, die nur noch starr aufs Handy schauen und durch die Stadt wandeln. Diese wiederum stirbt damit schließlich auch, was thematisch in der ersten Single-Auskopplung "Die Stodt" besungen wird. Der Song ist als eine Momentaufnahme unserer verrohten Gesellschaft zu verstehen, die die Band selbst erklärt. Dabei spielt auch die Umbruchstimmung eine Rolle, die der allgemeine Rechtsdruck mit sich bringt. Das Video zum Song wurde inspiriert vom G20-Gipfel in Hamburg. Damals - 2017 - als tausend Gestalten durch die Straßen zogen.
"Miad vom Tanzen", der Eröffnungssong von Ge Bitte, beschreibt eine melancholische Grundstimmung, während sich der Klang an den Motown-Sound der 60er anlehnt. Das hast du sicherlich auch schon erlebt: Der Abend war noch so gut, doch irgendwann kommt die Ernüchterung, dass diese Erlebnissucht doch eher als Platzhalter einer leeren Seele fungiert. "Marie" wiederum behandelt das Thema Dekadenz und kommt mit einer Doppeldeutigkeit daher. Hier ist nämlich in erster Linie nicht etwa eine Figur namens Marie gemeint - der Titel spielt viel mehr auf den österreichischen Ausdruck "Du host ka Marie" an, was so viel heißt wie: kein Geld.
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