Nach dem Angeben kommt die Erkenntnis: Könnte eventuell ein sein, dass mehr, feiner und größer gar nicht mal besser ist?
Vorab
Jajaja, The Now Now ist schon am 29. Juni 2018 erschienen, damit sich wir reichlich spät, das neue Werk der Gorillaz zum Lieblingstonträger der Woche zu küren. Aber wer diese Rubrik hier regelmäßig verfolgt weiß, dass am selben Tag auch High as Hope von Florence + The Machine erschienen ist, das mindestens genauso gut ist. Da galt dann eben erstmal Ladies first.Gorillaz, die verdammten Angeber
Gut ein Jahr nach ihrem lang ersehnten Album Humanz (knapp sechs einhalb Jahre liegen zwischen dem Werk und The Fall) folgt schon das sechste Studioalbum. Und das wirkt fast so, als ob sich Damon Albarn und Co. entschuldigen wollen. Entschuldigen bei den Fans, die besagte knappe sechs einhalb Jahre warten mussten, um dann ernüchtert die Schultern hochzuziehen: 26 Titel und eine beträchtliche Menge an Features schön und gut, aber wo ist das Konzept?Und was soll der ganze 360 Schmarrn, von dem einem nicht nur übel wird, sondern auch ein ordentliches FOMO auslöst, also eine Fear of missing out, nämlich wenn wen immer das Gefühl hat, in der falschen Ecke des Bildes abzuhängen und hinter einem was sicherlich ganz viel besseres stattfindet, was jedoch bestimmt vorbei ist, sobald man die Position via Mausgeklicke mühevoll dorthin ausgerichtet hat.
Zumindest konnten es die Gorillaz mit einer ausgedehnten Konzert-Tour und allerlei Festival-Auftritten bei den Fans der allerersten Stunde wieder gut machen. Hauptsache, die Show stimmt (für die braucht man eine riesige Leinwand und mehr Background-Sänger auf der Bühne, als sich morgens Menschen in einem U-Bahn-Abteil befinden. Und die Hits. Hauptsache die Hits werden zwischen den fein produzierten, mühevoll ausgeheckten Songs gespielt, denn die Allgemeinheit, die eben keinen Wert auf Cleverness und übermäßiges zur Show Tragen von Talent legt, die Hits liebt. Die können sie immerhin auch noch mitsingen (wie toll man sich aber auch fühlt, wenn man den Rap bei "Clint Eastwood" einwandfrei beherrscht und damit die Konzertbegleitung mächtig beeindrucken kann - wenn sie es denn hören würde, denn die macht und denkt sich ja das gleiche).
Das Problem dabei ist wohl, dass die Fans der Gorillaz zwar mit den Gorillaz älter, aber nicht unbedingt verständnisvoll dafür geworden sind, dass man als Band ja auch mal andere, neue Sachen ausprobieren kann, um sich nicht ständig von Album zu Album selbst zu covern. Und die jungen Menschen haben bis jetzt noch nicht verstanden, was es mit der Cartoon-Band auf sich hat und warum jeder ausflippt, wenn Damon Albarn und Co. in Fleisch und in Farbe auf der Bühne stehen.
Als große Band kann man eh nur noch enttäuschen
Bleibt also nichts anderes übrig, als ein paar Gänge zurück zu schalten und 14 Monate nach dem einen gleich das nächste Album rauszubringen. Im Vergleich zu Humanz (mit 26 Titeln) ist The Now Now (mit elf Titeln) recht beschaulich. Dafür aber auch fokussierter. Klanglich geht es dennoch nicht zurück in die Vergangenheit, eher noch wird ans Vorgängerwerk angeknüpft, wobei die erste Single-Auskopplung "Humility" den ersten Anschein erweckte, bei The Now Now handele es sich um ein tropical-poppiges Gorillaz-Album ganz nach Plastic Beach (2010) Manier.In The Now Now gibt's aber noch weitere positive Überraschungen, obwohl acht der elf Tracks ja eigentlich schon vorab durch den Auftritt bei Rock im Park bekannt waren. Der düstere Synth-R'n'B-Track "Hollywood" zum Beispiel überrascht mit Snoop Dogg als Feature - neben Jamie Principle (im selben Song) und George Benson der einzige Gastauftritt auf The Now Now. Irre in Anbetracht dessen, dass auf dem Vorgänger Humanz für fast alle Songs ein Feature am Start war - ausgenommen beim Intro, den Interludes und "Busted and Blue".
Mit "Fire Flies" und "Magic City" werden dann auch zwei gorill'sche Balladen Geboten, während "Lake Zurich" gänzlich instrumental ist. Besonders catchy: "Souk Eye". Der Track startet zwar ruhig, entwickelt sich aber noch zu einer überraschend hitzigen Nummer mit lateinamerikanischem Charme.
Also doch ein Sommeralbum! Zumindest für alle außer einen: Murdoc. Der Bassist sitzt nämlich im Knast und wird zeitweise von Ace aus der Serie Power Puff Girls ersetzt.
Tracklist Humanz:
01. Humility (feat. George Benson)02. Tranz
03. Hollywood (feat. Snoop Dogg and Jamie Principle)
04. Kansas
05. Sorcererz
06. Idaho
07. Lake Zurich
08. Magic City
09. Fire Flies
10. One Percent
11. Souk Eye
Artikel teilen: