My Soft Machine

My Soft Machine

„Almost everyone that I love has been abused and I am included“ („Fast alle, die ich liebe, wurden missbraucht, und ich gehöre auch dazu“): Das sagt Arlo Parks mit entwaffnender Ehrlichkeit in den ersten Zeilen ihres zweiten Albums „My Soft Machine“. Dann, beinahe im gleichen Atemzug, fügt sie hinzu: „The person I love is patient with me/She’s feeding me cheese and I’m happy“ („Die Person, die ich liebe, ist geduldig mit mir / Sie füttert mich mit Käse und ich bin glücklich“). Eine treffende Einleitung zu einem Album, das mal in Helligkeit schwelgt – Parks zelebriert die unbedingte Freude, sich innig zu verlieben –, mal in die Dunkelheit abtaucht. „Das Kernkonzept des Projekts ist, dass dies die Realität und die Erinnerung ist, so wie ich sie sehe und in diesem Körper erlebt habe“, erklärt Parks gegenüber Apple Music. „Vom Verlust der Unschuld über das erneute Erleben von Traumata bis hin zu den endlosen Nächten in Koreatown und den ersten Küssen in schummrigen Kneipen – hier geht es um mein Leben.“ Das alles erzählt sie mit jener poetischen, tagebuchartigen Lyrik, die schon ihr Debüt „Collapsed In Sunbeams“ zu etwas ganz Besonderem machte – und sie auf einen Schlag zur Stimme einer ganzen Generation werden ließ. Diesmal lässt Parks auch ihre Indie-Pop-Vorlieben zur Entfaltung kommen: Sie schafft Platz für Synthesizer, schrammelige Gitarren („Devotion“, der elektrisierendste und unerwartetste Moment des Albums) und Jazz. Sie integriert wunderschöne Harmonien, etwa auf dem süßen, gemeinsam mit Phoebe Bridgers gesungenen „Pegasus“, elektronische Musik und mehr. All das, so sagt sie selbst, hänge eng mit dem Team zusammen, das sie für das Album um sich gruppiert hatte und ihr erlaubte, fließender zu arbeiten. „My Soft Machine“ entstand mit einer Vielzahl profilierter Musiker:innen – darunter BROCKHAMPTON-Producer Romil Hemnani, der umtriebige US-Songwriter/Producer Ariel Rechtshaid sowie Baird, der bereits mit Frank Ocean zusammenarbeitete. „Die Gemeinschaft, die sich organisch um das Album bildete, ist eines der Dinge, dich ich daran am liebsten mochte“, sagt Parks. „Ich glaube, das Werk strahlt Vertrauen aus. Da ist Lockerheit, ist Energie. Es herrschte ein kreatives Grundgefühl, das über den eher instinktiven und unmittelbaren Entstehungsprozess des ersten Albums hinausging. Ich bin sehr stolz darauf.“ Lies weiter, um die einzelnen Tracks der Singer-Songwriterin auf „My Soft Machine“ kennenzulernen. „Bruiseless“ In diesem Song geht es ums Verlassensein in der Kindheit und um Wachstumsschmerzen. Inspiriert wurde er von einem Gespräch, das ich mit (dem amerikanischen Dichter) Ocean Vuong hatte. Er sagte, er versuche ständig, die unverfälschte Freude einzufangen, die man empfindet, wenn man mit dem Fahrrad zum Haus einer befreundeten Person fährt und das Fahrrad mit sich noch drehenden Rädern auf dem Rasen liegen lässt, während man schon zur Haustür rennt – die Sanftheit und Reinheit dieses Moments. „Impurities“ Ich habe diesen Song geschrieben, als ich zum ersten Mal meinen lieben Freund Romil von BROCKHAMPTON traf. Meine Freund:innen und ich waren unterwegs von einer Party zur nächsten, und jedes Mal, wenn wir ein Uber bestellt hatten, kam ein Cadillac Escalade. Wir fanden das damals sehr lustig. Das ist ein Song, der einfach davon handelt, glücklich zu sein und sich akzeptiert zu fühlen. „Devotion“ Romil, Baird und ich fuhren in Bairds Suzuki Vitara, dem ich den Spitznamen Red Rocket gegeben hatte, zu einem Café namens Maru im Arts District von L.A. Wir schmetterten „17 Days“ von Prince. Zwei Dinge beschlossen wir drei während dieser 15-minütigen Fahrt: dass wir uns voll und ganz dem Drama hingeben müssen und dass wir für diesen Tag eine Rockband sind. „Blades“ Die Anspielung auf die Aquariumszene in Baz Luhrmanns „William Shakespeares Romeo & Julia“ bezieht sich auf die Idee, eine Person zu betrachten, die man einst sehr gut kannte und bei der sich etwas Unbeschreibliches verändert hat – als würde man einander plötzlich durch Meerwasser oder durch Milchglas sehen. „Purple Phase“ Die Gitarren, die man in diesem Song hört, sind von Paul (Epworth, dem britischen Producer, der schon an „Collapsed In Sunbeams“ mitarbeitete) und mir; wir improvisierten einfach. Es war der letzte Tag einer langen Arbeitswoche, wir fühlten uns frei und verbunden und unsere Köpfe waren durch die Erschöpfung ganz leer – wir waren nicht einmal mehr dazu in der Lage, über etwas nachzudenken. Dieser Song enthält eine meiner Lieblingszeilen, die ich je geschrieben habe: „I just want to see you iridescent charming cats down from trees/Mugler aviators hiding eyes that laugh when concealed“ („Ich will nur unter den Bäumen liegend euch schillernden, charmanten Katzen zusehen / Mugler-Sonnenbrillen, die Augen verstecken; lachend, wenn sie verborgen sind“). „Weightless“ Die Entstehung von „Weightless“ war ein entscheidender Moment im Albumprozess. Ich fühlte mich völlig losgelöst von „Collapsed In Sunbeams“. Alles war möglich, Paul und ich tanzten einfach im Raum herum und kicherten. Dieses Stück ist etwas ganz Besonderes für mich und gab mir ungemein viel kreatives Selbstvertrauen. „Pegasus (feat. Phoebe Bridgers)“ Natürlich kommt in „Pegasus“ die reizende Phoebe (Bridgers) vor. Die Inspirationen für die Kargheit, die mit dem leichten, tanzbaren Beat verschmilzt, waren „White Ferrari“ von Frank Ocean, „Talk Down“ von Dijon und „Grieve Not the Spirit“ von AIR. Dies ist der erste Song, in dem ich so offen darüber geschrieben habe, wie schwierig es sein kann, eine Person zu akzeptieren, die einfach nur unglaublich nett ist. „Dog Rose“ Das erste Demo für diesen Song wurde in einem Hotelzimmer in Toronto aufgenommen. Ich hatte die Idee für den Riff im Refrain; lag nachts um 3 Uhr hellwach und ließ mich davon in den Wahnsinn treiben. Dann stand ich auf und lief gute 15 Blocks weit durch Parks und über Brücken, um meine Gitarre aus dem Bus zu holen und die Idee zu notieren. Es war sehr dramatisch. „Puppy“ Ich wollte schon immer so eine halb gesprochene, halb melodische Kadenz einfangen – ähnlich wie Frank Ocean in „In My Room“. Und ich war sehr glücklich, als ich das hinbekommen hatte. Das Instrument, das wie eine verwaschene Gitarre klingt, ist eigentlich ein kleiner Synthesizer von (Producer) Buddy (Ross). Wir haben versucht, die Energie von (my bloody valentines) „loveless“ einzufangen. „I’m Sorry“ Garrett Ray aus der Tourband von Vampire Weekend sitzt bei diesem Stück am Schlagzeug und (Sänger und Gitarrist) David Longstreth von den Dirty Projectors spielt Gitarre. Es dauerte gefühlt Jahre, bis wir den richtigen Sound für diesen Song gefunden hatten, aber in Sachen Textur und Gefühl ist das definitiv mein Lieblingssong auf der Platte. „Room (Red Wings)“ „Red Wings“ ist eine Anspielung auf das Buch „Rot. Ein Roman in Versen“ von Anne Carson. Die Hauptfigur hat markante rote Flügel, ihr Leben zu Hause ist turbulent und sie findet Trost in der Fotografie und verliebt sich in einen Mann namens Herakles. Die Zerbrechlichkeit und herzzerreißende Natur dieses Buches spiegelt sich in der Fragilität des Liedes wider. „Ghost“ Dies ist der älteste Song auf dem Album, ich habe ihn im Winter 2020 in meinem Kinderzimmer aufgenommen. Im Kern geht es darum, Hilfe anzunehmen, menschliche Berührungen zu erlauben und zu lernen, nicht in der Einsamkeit zu leiden, sondern Menschen hereinzulassen.

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