Die Stürmung der Area 51 - Ein Trauerspiel

Die Stürmung der Area 51 - Ein Trauerspiel

Das Festival für Verschwörungstheoretiker wurde abgesagt

Nachdem über Facebook ein Sturm der Area 51 wurde und ein riesiger Andrang befürchtet wurde, versuchte der Initiator den Verschwörungstheoretikern alternativ ein Festival im Nachbarort anzubieten - das jetzt auch wieder abgesagt wurde. Es ist fast traurig.


Wir erinnern uns: Der 20. September war das Datum, an dem die Wahrheit über außerirdisches Leben ans Licht kommen sollte - ein Facebook-Event kündigte den geplanten Sturm auf die Area 51 im US-Bundesstaat Nevada an und ging innerhalb kürzester Zeit viral

Jetzt sind ein paar Wochen ins Land gezogen, es ist Anfang September und wir fragen uns: Werden Alienfans und -interessierte wirklich in wenigen Tagen den Militärstützpunkt überrennen?

Aber nochmal von vorne...

Area 51

Schon seit den 80er Jahren gab es immer wieder Gerüchte um das militärische Sperrgebiet im südlichen Nevada. Manche glauben, es würden dort Alienexperimente durchgeführt werden, andere glauben, dass dort die Mondlandung gefakt wurde. Internet-Memes behaupten, dass sich verstorbene, berühmte Persönlichkeiten wie Tupac und Notorious B.I.G. dort versteckt halten...

Da die United States Air Force das Gebiet strikt unter Verschluss hält, stand für viele Verschwörungstheoretiker und Alienfans dieses Jahr dann der Plan: 

Stürmen wir das Gelände!

Ende Juni wollte es der Student Matty Roberts aus Kalifornien endlich wissen. Er erstellte eine Veranstaltung auf Facebook und rief dazu auf, die Area 51 am 20. September 2019 gemeinsam zu stürmen. So heißt es in der Beschreibung zu der Veranstaltung:
"We will all meet up in Rural Nevada and coordinate our parties. If we naruto run, we can move faster than their bullets. Lets see them aliens."

Der 'Naruto-Run' kommt übrigens aus der gleichnamigen Anime-Serie und sieht so aus: 



Zu viel Zuspruch

Was jedoch eigentlich als Witz gedacht war hat - oh Wunder - im Internet schnell enorme Wellen geschlagen.

 Inzwischen sind es mehr als zwei Millionen Menschen, die in der Veranstaltung auf "Zusage" geklickt haben und gemeinsam mit Matty die Area 51 erobern wollen. 

Das Datum rückt auch immer näher und wir können nur vermuten, wie sich bei so manch Militär- und FBI-Verantwortlichen langsam die Schweißperlen auf der Stirn ausbreiten. Denn Alientheorie hin oder her, selbst wenn nur die Hälfte der Zusagenden (aus purem Ernst oder auch nur zum Spaß) zum "Sturm" auf die Area 51 erscheint, könnte das für den Militärstandort ganz schön stressig werden. Wobei allein die Vorstellung, wie eine gewaltige Menge von Nerds mit Kopf voraus gegen einen Zaun läuft, auch sehr sehr lustig ist...



Festival statt Rebellion

Aber soweit will es Initiator Matty Roberts wohl doch nicht kommen lassen. Er hat selbst nicht mit einer solchen Resonanz für sein nicht ganz ernst gemeintes Event gerechnet - eine Idee, um die totale Eskalation abzuwenden, hatte er aber auch schnell parat: Wie kann man eine Meute aus Alien- und Sci-Fi-Fans besser beschwichtigen als... richtig - mit einem Festival!

Unter dem Namen "Alienstock" (in Anlehnung an das Hippie-Festival Woodstock vor 50 Jahren) sollte nahe der Area 51, in einem winzigen Ort namens Rachel, für den 20. bis 22. September ein Festival stattfinden.


Logistisch war das aber auch alles andere als durchdacht...

Vielmehr Details als das Artwork und die Info, dass die Party wohl wirklich steigen soll, gab es aber derzeit noch nicht zu dem Festival. Die Organisatoren planten auf jeden Fall ein ´Happening mit Livemusik, Food Trucks und Camping:
"We're aiming to establish something unique here, a meeting place for all the believers.. a place to freely discuss Aliens & the Unknown! When you arrive, you can expect Live Music, Great Food, & a Camping Experience!"
Von Anfang an war völlig unklar, wie das überhaupt funktionieren soll. Denn das Örtchen Rachel mit rund 50 Einwohner hat lediglich ein Diner, ein Motel mit einer überschaubaren Zimmeranzahl und eine Tankstelle. Ein Bahnhof ist nicht vorhanden und die nächste Stadt mit Flughafen liegt rund 80 Kilometer entfernt. Menschen, die hier campen wollen, sollten schon Erfahrungen haben in einer rauen Wüstengegend (inklusive Temperaturen bis zum Gefrierpunkt) zu nächtigen und auf jeden Fall genügend Verpflegung mitnehmen.

Wie man sich vorstellen kann, waren auch die Bewohner des kleinen Dörfchens Rachel alles andere als begeistert über die Festivalpläne.

Sie sind es zwar gewohnt, dass sich immer wieder Touristen in ihr Dorf verirren, sind jedoch keinesfalls auf einen derartigen Ansturm vorbereitet. Auf der eigenen Webseite hat deshalb die Gemeinde den Alienfans heftigst davon abgeraten, alle auf einmal an einem Wochenende zu kommen und eine Misere à la Fyre-Festival zu erleben:
"Alienstock event, WARNING: A little over two weeks out no preparations have been made by the organizers or by the county. In all likelihood it will be a Fyre Fest 2.0, a non-event with no bands, very little infrastructure and a lot of unhappy campers. Instead of paying big $$$ for a camp site on a dusty dirt lot among snakes, scorpions, tarantulas and other critters please visit Rachel another time."
Sicherheitshalber hatte der Landkreis, zu dem Rachel gehört, auch schon mal eine Notstandserklärung vorbereitet, damit man im Ernstfall genügend Ressourcen mobilisieren kann.

Viel Lärm um nichts

Wie waren ja schon gespannt wie ein Flitzebogen, wie sich die Planungen rund um das Alienstock-Festival in zwei Wochen weiterentwickeln würden.

Doch jetzt kam die ernüchternde Info, die uns unsere bereits gepackten Rucksäcke inklusive Alien-Lexikon wieder unters Bett verstauen lässt: Das Alienstock wurde abgesagt. 

Auf der offiziellen Webseite des Festivals haben die Organisatoren uns auch ihre Gründe mitgeteilt.
"Due to the lack of infrastructure, poor planning, risk management and blatant disregard for the safety of the expected 10,000+ AlienStock attendees, we decided to pull the plug on the festival."  - Organisatoren Alienstock
Weiter wird erklärt, dass ein Mitgrund für die Absage Connie West sein soll. Die Besitzerin des einzigen Motels in Rachel und Mitveranstalterin des Festivals wollte sich wohl eigenständig um die Koordinierung der Besucher kümmern, doch hätte selbst nach mehreren Aufforderungen Papiere und Belege für Einzahlungen nicht geliefert.

Die Geschichte stinkt schon förmlich nach einem ausgewachsenem Fyre Festival-Nachfolger. Das dachten sich auch die Organisatoren und zogen die Reißleine. 

"We are not interested in, nor will we tolerate any involvement in a FYREFEST 2.0. We foresee a possible humanitarian disaster in the works, and we can’t participate in any capacity at this point." - Organisatoren Alienstock



Plan C...

Aber diese komplette Misere wäre doch nur halb so lustig, wenn die Organisatoren nicht wieder eine neue Alternative liefern würden. Als Plan C soll nun am 19. September in Las Vegas eine "Area 51 Celebration" stattfinden. 
"The time has come to sit back, share a beer, and talk all things aliens. Instead of storming a government base, the Downtown Las Vegas Events Center is partnering with Collective Zoo and Bud Light to host an out-of-this-world evening of top-secret entertainment on Thursday, September 19 with the Area 51 Celebration. Come in peace, we have everything you need to make this celebration a blowout, including a classified lineup of music artists specially curated by Collective Zoo." - Organisatoren Alienstock

Wow, das wird bestimmt einmalig - im wahrsten Sinne des Wortes.


Die Motelbesitzerin Connie West sieht übrigens den Fehler nicht bei sich und hält stur weiter an dem Plan des Festivals fest, obwohl die Organisatoren sich klar von ihr abgewandt haben. 
"If he chooses to go somewhere else, that's his choice. I'm still having a party because people are still coming to Rachel." - Connie West


Die Verschwörungstheoretiker können sich also nächste Woche entscheiden, ob sie lieber eine Festival-Pleite oder eine öde Party erleben wollen.

Unsere außerirdischen Freunde müssen auf jeden Fall noch ein bisschen auf uns warten... Schade eigentlich.

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