Das Schmähgedicht über Erdogan, Varoufake und jetzt das. Der Satiriker hat mal wieder ein Händchen für gutes Marketing bewiesen. Oder meint er es tatsächlich ernst?
"Ich, Jan Böhmermann, möchte Vositzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands werden"
Eigentlich sollte das niemanden überraschen. Der Moderator vom Neo Magazin Royale wusste schon immer, wie er für Aufmerksamkeit sorgen kann. Mit diesem Video erklärt er, dass und wieso er für den SPD-Vorsitz antritt:Die SPD-Mitgliedschaft und eine SPDlerin, die mit ihm die Doppelspitze bilden soll fehlen vielleicht noch, aber bis Sonntag 18 Uhr hat der Bremer noch Zeit dafür.
Wenn Kevin nicht will, muss es wohl Jan richten
Die ersten prominenten Gratulanten ließen nicht auf sich warten. Juso-Chef Kevin Kühnert, der selbst als ein möglicher Kandidat gehandelt wurde, gab Böhmermann gleich mal ein paar hilfreiche Tipps.
Kluge Kampagne. Das CD sieht aus wie bei einem durchschnittlichen #SPD-Ortsverein. Es fehlen noch AWO-Tischdecke und IG Metall-Cap, dann könnten die ersten Unterbezirke weich werden.
— Kevin Kühnert (@KuehniKev) 29. August 2019
Tipp: Mehr Willy Brandt-Zitate nutzen. #neustart19 https://t.co/JRpNehahnL
Das von Böhmermann gestartete #neustart19 sagt schon alles. Er will die Partei vor dem endgültigen Untergang bewahren und sie so richtig umkrempeln. Dazu braucht er natürlich auch das richtige Programm. Die Hilfestellung von Fridays for Future nahm er jedenfalls sofort an.
Alles andere wäre unverantwortlich und mit mir nicht zu machen! Die SPD muss klimapolitisch wieder glaubwürdig werden: genau so!
— Jan Böhmermann 🤨 (@janboehm) 30. August 2019
Das #neustart19 Team und ich rotieren im Hintergrund, um die Formalitäten für die Kandidatur zu organisieren. Daumen drücken! https://t.co/uQl2WpxlJK
Dass man als Satiriker in der Politik durchaus Erfolg haben kann, hat in jüngster Vergangenheit schon die Partei Die PARTEI bewiesen. Sowohl Martin Sonneborn als auch Nico Semsrott sind mittlerweile Abgeordnete im Europäischen Parlament. Klar, dass auch von ihrer Seite Unterstützung kommt.
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem nächsten SPD-Vorsitzenden. Europa braucht eine selbstbewusste Sozialdemokratie. https://t.co/POlK4H5zFq
— Nico Semsrott (@nicosemsrott) 29. August 2019
Wie ernst Böhmermann seine Kandidatur meint, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Aber wenn wir ehrlich sind, so abwägig ist doch ein satirischer Parteivorsitz gar nicht.
Als Antwort auf Böhmermanns SPD-Kandidatur: Bekannte Satirikerin bewirbt sich für CDU-Vorsitz #neustart19 pic.twitter.com/mFiYN1hm1n
— Der Gazetteur (@dergazetteur) 29. August 2019
Update: Wird wohl doch nix
Kurz nach dem Verstreichen der Bewerbungsfrist musste Böhmermann allerdings sein Scheitern eingestehen. Zwar hatte der SPD-Ortsverband in Köthen, Sachsen-Anhalt vor dem Wochenende seine Unterstützung für einen Beitritt in die SPD zugesichert, allerdings hätte Böhmi die von einem anderen gebraucht, nämlich dem von Köln-Ehrenfeld. Da war der Traum vom Parteivorsitz wohl doch schneller wieder ausgeträumt, als dem Böhmermann lieb gewesen wäre...Liebe Freunde, liebe Genossinnen, 72 aufregende Stunden liegen im Kampf für die Kandidatur zum SPD Vorsitz hinter dem #neustart19 Team und mir. Trotz vollen Einsatzes hat es am Ende möglicherweise knapp nicht gereicht, die strengen Kriterien zu erfüllen. (Thread)
— Jan Böhmermann 🤨 (@janboehm) 1. September 2019
Aber ganz geschlagen will sich Böhmi noch nicht geben. #neustart19 to be continued...
Morgen Mittag werde ich Stellung nehmen, wie es weitergeht und ob ich meine Kandidatur für den Parteivorsitz der SPD ggf. noch juristisch durchsetzen werde.
— Jan Böhmermann 🤨 (@janboehm) 1. September 2019
Vor dem Aufbruch kommt das Aufbrechen. Das @neustart19 Team und ich kennen nur eine Richtung: Vorwärts!
Euer,
Jan ❤️
Am Montagmittag schiebt Jan Böhmermann noch ein Videostatement hinterher...
Darin zeigt er sich enttäuscht, aber auch optimistisch. Schätzungsweise im Frühjahr 2020 werde die SPD sowieso wieder einen Parteivorsitz suchen. Dann werden er und sein Team noch besser darauf vorbereitet sein. Wir dürfen gespannt bleiben.
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