Wie ist denn nun BeReal?

Wie ist denn nun BeReal?

Das Fazit zur neu(er)en Social Media App

Von  Anna Taylor
2022 war das Jahr für BeReal. Höchste Zeit, ein Fazit über die Social Meida App zu formulieren.

Wie funktioniert die BeReal-App?

Zur Anleitung und den Hintergründen von BeReal haben wir HIER einen ausführlicheren Text. Grob zusammengefasst geht es bei der App darum:
  • Du kannst nur einmal am Tag ein Foto posten und zwar frühstmöglich zur selben Zeit wie alle anderen
  • Das Foto wird sowohl mit der Front- als auch Rückkamera deines Handys aufgenommen, es entstehen also zwei Fotos
  • Es gibt keine Filter
  • Du kannst keine Fotos hochladen, sondern musst live schießen
  • Nur, wenn du innerhalb der zwei Minuten, nachdem du die Benachrichtigung bekommen hast, ein Bild postest, ist es ein BeReal - danach ist es ein sogenanntes "Late", auf dem vermerkt wird, wie viel zu spät du dran bist
  • Leute können sich nur gegenseitig followen, nicht einseitig
  • Meistens handelt es sich dabei um tatsächliche Freund*innen und Bekannte
  • Erst, wenn du selbst ein BeReal gepostet hast, kannst du die Fotos deiner Freund*innen sehen

Wie ist es so, BeReal zu benutzen?

Gut, jetzt kann ich nur für mich sprechen: Es ist ein Prozess. Ein Achterbahn-artiger Prozess mit Höhen und Tiefen, bis es irgendwann einfach geradeaus geht. Aber der Reihe nach...

Die Aufregung am Anfang

Huiiiiuiuiuiuiui, ich weiß noch, wie gespannt ich die ersten Tage war, bis endlich die fast schon erlösende Benachrichtigung fürs BeReal kam. Wann wird's wohl soweit sein? Was werde ich währenddessen machen? Kann ich irgendwie sicherstellen, dass es schon irgendwas Cooles ist? - Natürlich nicht. Gerade wenn man arg hofft, dass genau in einem tollen Moment die Benachrichtigung kommt, um dem beschränkten Freund*innenkreis zu zeigen, dass man doch tatsächlich etwas erlebt, kommt der Alarm natürlich nicht. Was mich trotzdem nicht davon abgehalten hat, gerade in den ersten Tagen dezent andere Gepflogenheiten an den Tag zu legen. Einmal war ich beispielsweise spazieren. Es war relativ kalt und eigentlich wollte ich schnell nach Hause. Weil aber die leise Hoffnung bestand, die BeReal-Benachrichtigung könnte jede Sekunde kommen, bin ich einen relativ großen Umweg gegangen - weil's da einfach schöner war, als auf meinem Heimweg.

BeReal? BeMalNichtSoNaiv! 

Und da wären wir auch schon beim ersten Tiefpunkt. Obwohl die App eigentlich auf das Motto Realness ausgelegt ist, finden sich schnell einige Möglichkeiten, diese zumindest ein bisschen zu modifizieren. Entweder eben dadurch, Umwege im Alltag einzubauen, doch noch länger als gewollt bei Veranstaltungen zu bleiben oder das nächstgelegene spannende Objekt in die Hand zu nehmen, anstatt sich mit dem abzulichten, was man tatsächlich gerade tut (Beispiel: Eigentlich daddelst du gerade sinnlos am Handy herum, sobald aber die BeReal-Benachrichtigung kommt, grabschst du nach dem dicken Roman und öffnest ihn endlich mal, nachdem er schon seit Monaten unberührt auf deinem Nachttisch auf dein Interesse wartet). Und ja, auch der Schlabberlock lässt sich innerhalb von zwei Minuten problemlos noch zurecht zupfen.

Bekannte werden interessanter

Wird diese Selbstdarstellungsperformance irgendwann zu anstrengend und nervig, wandert der Blick aufs eigentlich Wesentliche (oder?): die anderen! Auch wenn viele der Meinung sind, deren Fotos seien doch langweilig - immer nur dasselbe vorm Computer während der Arbeit - schaue ich mir gerne jedes Foto aus meiner Bekanntschaft genauer an, um mich an noch so kleinen Details zu laben und Informationen aus den mir nicht immer sehr bekannten Menschen zu ziehen. Deko im Hintergrund, diverse Gewohnheiten, Sozialverhalten, Hobbys, Humor - all das lässt sich in den Bildern lesen, selbst wenn sie noch so gestellt sind. Dadurch wurde schon die ein oder andere Person interessanter.

Abstecher in die Selbstbewusstseinshölle

Zurück im Tief - oder Loch, um genau zu sein. Grund dafür ist wohl die Tatsache, dass auch die Frontkamera involviert ist und die macht nunmal - rein konstruktionsbedingt - beschissene Selfies. Wegen des Winkels wird alles, was näher an der Kameralinse dran ist, vergrößert. Sprich: Nase, Backen oder Kiefer sehen aufgedunsen aus. Und das hat mich - die schon seit eh und je sehr viele Komplexe hatte, gerade was Fotos betrifft - unglaublich fertig gemacht. Um die zwei Wochen lang war ich der festen Meinung, ich sei sicherlich der hässlichste Mensch auf BeReal. Bis mir irgendwann aufgefallen ist, dass irgendwie alle etwas merkwürdig da aussehen. Zudem posieren viele sogar noch ungünstiger - und zwar aus purer Absicht. Schräg ist das neue Hip und das nimmt Druck.

Letztlich wurde die App einfach egal

Was jetzt schon ein bisschen negativ klingt, empfinde ich eigentlich als Vorteil. Sobald man eben den ersten Darstellungsstress überwunden hat, existiert die App einfach nebenher. Wenn die Benachrichtigung kommt und ich es bemerke, mache ich schon meistens Fotos, so fad meine Aktivität auch grad ist. Oft habe ich mein Handy aber nicht mal griffbereit und sehe erst viel später, dass eigentlich vor Stunden schon BeReal-Time war. Und wenn mir danach ist, knipse ich noch nachträglich, wenn nicht, dann halt nicht.

Einfach lässig. Und vor allem: Viel weniger Sucht- und Gefahrenpotenzial als bei anderen Social Media Apps wie Instagram. Dort ist das Angebot, stundenlang ins Leere zu scrollen, die Versuchung, sich mit Filtern zu vergleichen und die Gefahr, vom Algorithmus in triggernde Beitrag-Bubbles zu geraten um ein Vielvielvielvielfaches größer als bei BeReal. Ich öffne die App, knipse die Fotos, scrolle mich durch die sehr überschaubare Menge der Beiträge meiner Freund*innen, reagiere mit Herzi-Augen oder einem Wow. Schließe die App. Mach das vielleicht noch mal zu einem späteren Zeitpunkt, wenn noch mehr was gepostet haben. Bin aber all in all recht schnell durch mit der App. So beschäftige ich mich mit BeReal so circa 10 Minuten pro Tag - kaum zu vergleichen mit der täglichen Zeit, die ich schon auf Instagram abgehangen bin. 



Hast du dir auch schon BeReal runtergeladen?

Welche Erfahrungen hast du mit der App gemacht? Cool oder nicht so? Verrat uns deine Gedanken via Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder per WhatsApp-(Sprach)Nachricht an die 089 360 550 460.
Würdest du eine Social Media-Plattform wie BeReal eher nutzen als Instagram und Co.? Oder hast du dir die App vielleicht schon heruntergeladen und ausprobiert? Erzähl's uns gern via Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!!

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