"Tour de Madame“ von Jutta Koether

"Tour de Madame“ von Jutta Koether

Mehr als Rot im Museum Brandhorst

Die malerische Ausstellung "Tour de Madame“ von Jutta Koether im Museum Brandhorst zeigt einen Überblick über ihre ganzen malerischen Werke, vor allem interessant sind ihre Frühwerke, die bisher nicht an die Öffentlichkeit gelangten.

Auf zwei Stockwerken des Museums Brandhorst in München werden die Malereien der prägenden Künstlerin Jutta Koether vom 18. Mai 2018 bis zum 21. Oktober 2018 in über 150 Werken ausgestellt.


"Tour de Madame"
 ist allerdings keine bloße Ausstellung, sondern ein Gesamtkonzept. "Tour de Madame" gibt viele neue Einblicke in die eigene Welt einer Künstlerin, die so einfach nicht in eine Schublade zu stecken ist. Vor allem Koethers Entwicklung als Künstlerin und ihr Kampf mit der Kunst werden verdeutlicht.

Jutta Koether

Die Künstlerin selber sagt, sie sei "painter, performer, participant", in eine einfach zu definierende Rolle lässt sich die 1958 in Köln geborene Künstlerin also nicht so leicht stecken. Sie ist eine der Künstlerin, die die Szene in den 80er Jahren mit am meisten prägte. Warum? In der damalig Männer dominierten Künstlerszene wurden ihre Werke als Ventil für den feministischen Diskurs seit den 70er Jahren gesehen. 1987 entschied sie sich aktiv für die exzentrische Farbe Rot, schrieb ein Buch darüber, malte ihre früheren Werke ausschließlich mit dieser Farbe. Wie diese aber zu definieren war? Immer werkabhängig. Der Kurator der Ausstellung Tonio Kröner verrät uns, dass die Vielfältigkeit der Farbe gerade das Interessante ist - er verdeutlicht, dass Koethers Entscheidung in den Frühwerken lediglich mit rot zu malen, "eine konzeptionelle Beschränkung auf eine Farbe ist".
"Die Farbe [bedeutet] natürlich auch ganz viel, also von klischeehafter Expression, von Blut, zu roten Armeeeinheiten, also Rot als politische Farbe. Das Rot hat im Grunde einen ganz körperlichen, direkten Bezug, ist aber […] zugleich ein Zeichen, das in verschiedene Richtungen gedeutet werden kann."

Ihre Malerei ist Ausgangspunkt für viele weitere Arbeiten, wie zum Beispiel als Journalistin, Performancekünstlerin und auch Dozentin. Vor allem ihre Nähe zur Musik wird oft betont - sie war Redakteurin und ab 1985 Mitherausgeberin des Musik- und Popkultur-Magazins Spex.
"Musik hat für Jutta Koether von Anfang an eine wichtige Rolle gespielt, insbesondere auch für ihre Malerei. Diese Verbindung hat in den 80ern nicht nur sie gemacht, sie lag allgemein in der Luft. Die sogenannten hohen Künste Malerei, Skulptur wurden seit den 60ern verstärkt mit popkulturellen Tendenzen zusammengeführt. Daran schließt Jutta Koether an und so war und ist Musik ein Gegenüber für ihre Malerei, bis in die Gegenwart."
- so Tonio Kröner.

Ihre Verbundenheit zur Musik macht sich demnach nicht nur in ihren Malereien sichtbar, in denen sie Musiker wie Peaches oder den Blues-Musiker Robert Johnson abbildete - abgesehen davon produziert sie auch ihre eigene Musik. Zeitweise spielte Jutta Koether mit dem US-amerikanischen Konzeptkünstler Steven Parrino in einer Noise-Band. Neben den Tätigkeiten als Journalistin, Malerin und Musikerin widmete sich Koether vor allem ab den frühen 00ern der Performancekunst.


"Tour de Madame“ im Museum Brandhorst

"Tour de Madame" ist, wie der Name schon verrät, eine Art Tour durch die verschiedenen Stadien der künstlerischen Entwicklung Koethers. Über 150 Werke aus den Jahren 1982 bis 2018 werden ausgestellt, mitunter viele Frühwerke, die bisher in keiner oder bloß einer Ausstellung zu sehen waren.

Was erwartet uns alles in den zwei Stockwerken?

Was alles auf einen zukommt, erklärt uns Kurator Tonio Kröner:
"Eine Menge. Eine Malereigeschichte der letzten 35 Jahre, die voller Überraschungen ist, voller Dynamik und Intensität, aber auch Ruhe und Kontemplation. Es wird innerhalb der zwei Stockwerke ein Erfahrungsspektrum geboten, das in dieser Breite, glaube ich, wenige Malerinnen und Maler der letzten 35 Jahre vorgeschlagen haben."

Wir sehen in dieser Ausstellung also weitaus mehr als rot. Kunstliebhaber freuen sich vor allem auf die Antwort auf ihre eigene "Lepanto"-Gruppe aus dem Jahr 2001. Der neue Gemäldezyklus reflektiert ihre Entwicklung und zeigt vor allem ihren Kampf mit der Malerei.

Die Ausstellung darf oder soll sogar als Ganzes gesehen, die Bedeutung einzelner Werke im Kontext der anderen verstanden werden. Es ist ein Versuch der Künstlerin, Stile, Bedeutung und Empfinden früherer Kunst im Zusammenspiel und auch im Gegensatz moderner Kunst darzustellen.

Das gesamte Interview mit Kurator Tonio Kröger gibt es hier zum Nachhören:

  • Kurator Tonio Kröger im Interview
    Museum Brandhorst: Jutta Koether "Tour de Madame"
Ob der Versuch, ihre Kunst auf diese Art und Weise darzustellen, gelungen ist, kannst du noch bis zum 21. Oktober im Museum Brandhorst beurteilen. Am 28. Juni wird zusätzlich ein Gespräch zwischen Jutta Koether und der Kunst-Theoretikerin Kerstin Stakemeier stattfinden, in dem Fragen und Gedanken bezüglich der Ausstellung thematisiert werden. Das Highlight: Der Eintritt dafür ist frei.

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