Spencer

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Von  Fabian Broicher
In 'Spencer' von Pablo Larraín schlüpft Kristen Stewart in die Rolle von Lady Diana. Ob das Biopic ein erstes Highlight im Filmjahr 2022 darstellt, weiß Kinoredakteur Fabian Broicher, der sich den Film schon angesehen hat.



Beackerte Pablo Larraín nicht nebenbei noch psychologische Horrorserien, die auf Büchern von Stephen King basieren (Lisey's Story), man käme in Versuchung, ihn ein one-trick pony zu nennen. Bereits 2016 widmete der chilenische Regisseur seinen ersten englischsprachigen Film Jackie einer starken historischen Frauenfigur, Jackie Kennedy – mit beeindruckendem Ergebnis, nicht zuletzt dank einer fantastischen Darstellung von Natalie Portman. Nun folgt mit Spencer sein zweiter englischer Film, ein weiteres Biopic, mit dem ihm abermals ein Besetzungscoup gelingt, denn hier schlüpft Kristen Stewart in die Rolle von Lady Diana.

Worum es in Spencer geht

Die Geschichte beginnt am Weihnachtsfest 1991, zu dem die britische Adelsfamilie auf ihrem Landsitz zusammenkommt. Dort herrschen Traditionen vor. Alle Anwesenden, selbst die Queen, werden zu Beginn des unfreiwilligen Urlaubs gewogen, um sicherzustellen, dass sie mindestens drei Kilogramm über die üppigen Weihnachtsschlemmereien zunehmen. Alle Outfits sind bereits penibel genau vorgeplant. Mit all dem kommt Diana Spencer, Prinzessin von Wales, nicht zurecht. Ihr bereitet das royale Leben absolut kein Vergnügen, während es in ihrer Ehe mit Prinz Charles seit seiner Affäre mit Camilla Parker-Bowles nicht gut läuft. Obwohl sie die gemeinsame Zeit mit ihren beiden Söhnen Harry und William genießt, fühlt sie sich in ihrer Haut zunehmend unwohl, während die restlichen Royals versuchen, sie so gut wie möglich zu ignorieren.

Dabei geht es Diana zusehends schlechter. Immer mehr quält sie ihre Essstörung, dank der sie die protzigen Mahlzeiten kaum zu genießen vermag. Hinzu kommen Visionen, mal aus ihrer Kindheit, mal aus einer längst vergangenen Zeit, in denen sich Wahn und Wirklichkeit vermischen und die immer verstörender werden, all das gespeist aus ihrem Wunsch überall zu sein, nur nicht in Gesellschaft der Königsfamilie. Denn eigentlich sehnt Diana sich lediglich nach einem einfach und bürgerlichen Leben, fernab von Truthahnjagden, teuren Kleidern und einer Übervorsicht in Bezug auf überall lauernde Journalist*innen.
  • Fabian über: Spencer
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Wie Spencer ist

In Spencer rückt Pablo Larraín die düsteren Einblicke ins Seelenleben seiner Hauptfigur in den Fokus, wodurch er und Kristen Stewart ein tieftrauriges Bild von Prinzessin Diana zeichnen, die scheinbar nie mit ihrem Leben unter den Royals zurechtkam. In der Tat spielt Stewart erstklassig und liefert eine beeindruckende Performance ab, dank der man ihre Verzweiflung bis ins Mark spürt. Und obwohl sie die 117 Filmminuten auf ihren Schultern trägt, sind es die Momente, in denen auch andere Kreative Spencer ihren Stempel aufdrücken, in denen er wirklich bewegt: Kamerafrau Claire Mathon findet inmitten all der protzigen Kühle des royalen Lebens wundervolle Bilder und die sensationelle, von Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood produzierte Musik weiß absolut zu begeistern.

Trotzdem ist der Film ein wenig zu lang geraten. Und mehr als einmal ertappt man sich bei dem Gedanken daran, Lady Di an den Schultern zu packen und ihr sagen zu wollen, sie solle sich einmal zusammenreißen. Aber vielleicht ist es gerade DAS, was Regisseur Pablo Larraín im Sinn stand. Deswegen gibt es für

Spencer insgesamt 7 von 10 Königshäusern.

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