Roe vs. Wade

Roe vs. Wade

Das egoFM Reflexikon

Vor 50 Jahren wurde das Grundsatzurteil "Roe vs. Wade" verkündet, das bis letztes Jahr in den USA das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche regelte. Aber was genau war "Roe vs. Wade" eigentlich und was gilt seit dem?

Am 22. Januar 1973 wurde im Fall "Roe vs. Wade" ein Urteil verkündet, das in den USA fast 50 Jahre lang ein landesweites Recht auf Abtreibungen sicherte. Letztes Jahr hat der Supreme Court das allerdings geändert und "Roe vs. Wade" gekippt. Was genau das bedeutet, erklären wir hier.
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Ein Grundsatzurteil aus dem Jahr 1973

"Roe vs. Wade" ist der Name für ein Grundsatzurteil, dass der Supreme Court 1973 verabschiedet hat und auf dem fast 50 Jahre lang die US-Rechtsprechung zu Abtreibungen beruhte. Zuvor galten in vielen Bundesstaaten strenge Abtreibungsgesetze, so auch in Texas. Dagegen klagte eine Frau mit dem anonymisierten Namen Jane Roe - Gegner für den Staat Texas war der damalige Bezirksstaatsanwalt von Dallas, Henry Wade. Der Fall ging als "Roe vs. Wade“" in die Geschichte ein.

Der Oberste Gerichtshof der USA entschied damals, dass die Strafgesetze zu Schwangerschaftsabbrüchen in fast allen Bundesstaaten verfassungswidrig waren.

Von nun an durften Schwangere bis zur Lebensfähigkeit des Fötus – was damals die 28., heute ungefähr die 24. Schwangerschaftswoche ist – selbst entscheiden, ob sie die Schwangerschaft fortführen oder nicht. Erst nach diesem Zeitpunkt war es den Bundesstaaten möglich, das Abtreibungsverfahren zu regulieren, soweit es zum Schutz der Gesundheit der Schwangeren nötig war. Dieses Urteil galt als wichtiger Sieg für die Frauenrechte, war gleichzeitig aber auch von Anfang für Konservative eine der umstrittensten Entscheidungen des Supreme Courts.

Knapp 50 Jahre später wird das Urteil tatsächlich gekippt

Nachdem bereits Anfang Mai 2022 ein entsprechender Entwurf geleakt wurde, ist am 24. Juni genau das passiert, was viele befürchtet haben: Der Supreme Court hat ein Gesetz aus Mississippi zugelassen, welches Abtreibungen nach der 15. Schwangerschaftswoche verbietet und hat in einem weiteren Schritt "Roe vs. Wade" komplett gekippt. "Die Verfassung gewährt kein Recht auf Abtreibung", heißt es in der Urteilsbegründung. Damit dürfen die Bundesstaaten das Abtreibungsrecht jetzt wieder komplett eigenständig regeln. Es wird davon ausgegangen, dass nach und nach etwa die Hälfte der Staaten Schwangerschaftsabbrüche ausnahmslos verbieten oder zumindest sehr stark einschränken.


Eine politische Einordnung bekommst du im Interview mit Robert Nagel. Er forscht in Washington D.C. zu feministischer Politik und hat damals mit uns darüber gesprochen, wie er die Lage in den USA einschätzt. Das komplette Gespräch findest du hier.

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