Meine Plastik-Frustration

Meine Plastik-Frustration

Es muss doch deutlich mehr passieren?

Weil die EU-Kommission unnötige Plastikverpackungen verbieten möchte, ist das Thema gerade wieder in aller Munde. Unsere Redakteurin Lana ist trotzdem alles andere als froh. Warum, erklärt sie dir in diesem Blog.

Nein, Verbitterung ist es nicht was ich empfinde, sondern Wut. Ich bin verärgert über die Plastikdebatte, die momentan überall geführt wird und angeblich die Lösung all unserer Probleme sein soll. Wir können aufatmen, denn es gibt hoffentlich in der Zukunft keine Strohhalme mehr, richtig?

Seit geraumer Zeit versuche ich, nachhaltig zu leben. Nicht, dass ich auf alles verzichte und jeden verurteile, der kein Fleisch ist, sondern ich kaufe eben hauptsächlich regionale Lebensmittel, verzichte größtenteils auf tierische Produkte oder kaufe sie vom guten Bio-Metzger, und meiner Meinung nach das aller wichtigste: ich versuche so gut es geht auf Plastik zu verzichten. In meinem weiteren Bekanntenkreis ist solch eine bewusste Einstellung schon fast die Norm geworden. Irgendwie gehört man eher zu den Spätzündern, wenn man es nicht macht. Gibt ja auch gute Gründe dafür. Wenn man diesen Lebensstil spannend findet und Bock drauf hat, klappt das nämlich auch sehr gut. Man entwickelt schnell ein Bewusstsein für Dinge, die man konsumiert, und lernt, was man wirklich zum Leben braucht. Dass mein eigenes Konsumverhalten die Welt nicht retten kann, war mir dabei stets bewusst.

Wozu aber dann das Ganze?


Der Philisoph Peter Singer erklärt dieses Verhalten ganz einfach:

"Inaktivität anderer Menschen ist keine Entschuldigung“

- und genau aus diesem Grund versuche ich nach diesen wenigen Punkten zu leben. "Wer soll es denn machen, wenn nicht du selber?" dachte ich mir oft, ansonsten wird es unsere Welt, die so einzigartig und schön sein kann, bald nicht mehr geben.

Ich hoffte aber irgendwo immer auf größere Mächte - vielleicht die Politik?


Wir können auf jeden Fall etwas für das Umdenken in der Gesellschaft beitragen, viele Gespräche führen, sich nicht unterkriegen lassen, zeigen, dass es alles gar nicht so kompliziert ist und man wirklich einfach nachhaltig leben kann. Die großen und wirklich verändernden Entscheidungen liegen aber leider nicht in unserer Hand. Nach den Tagesthemen der letzten Wochen folgte genau aus diesem Grund auch meine Frustration und latente Aggression der Politik gegenüber. Wohin man nur sieht: Plastik, Plastik, Plastik. Eigentlich sollte mich das doch freuen? Es war doch eigentlich immer das, was ich wollte. Endlich wird es thematisiert, das Problem, das uns zum absoluten Verhängnis werden kann.

Meine Frustration


Warum bin ich jetzt so sauer? Ganz einfach: weil so getan wird, als ob wir noch ewig Zeit hätten. "Lasst uns klein anfangen und uns steigern", ist der Tonus seit Tagen in Deutschland. Nein, wir müssen groß anfangen und die Lösungsansätze riesig werden lassen.

Denn die Thematik ist nicht erst seit gestern auf dem Programm - warum wird dann so getan, als ob? Jetzt wird von der EU-Kommission tatsächlich ein angeblich ultimativer Einstieg in den Umweltschutz gestartet. Cool. Und womit? Mit einer neuen Recycling-Reform, denn es werden in der EU jährlich lediglich 30% der 26 Millionen Tonnen Plastikmüll zur Wiederverwertung gesammelt, mit neuen Ansätzen für die als Revolutionsidee geltenden biologisch abbaubaren Kunststoffe oder mit einer ganz simplen Plastiksteuer?

Nein, aber aufatmen - die EU will Plastikgeschirr verbieten. Wie bitte?


Es sollen Plastikgeschirr und -besteck sowie Strohhalme, Halterungen für Luftballons und Stäbchen zum Umrühren von Getränken verboten werden. Alles lebensunwichtige Artikel, auf die man getrost verzichten kann und für die es mittlerweile auch genug Alternativen gibt. Aber wir müssen größer denken, nicht vom Thema ablenken! Wir sind schon so dermaßen zu spät dran mit dem Umweltschutz, lassen die Ozonschicht der Erde immer dünner, die Welt immer wärmer werden und füllen die Weltmeere mit immer und immer mehr Plastik und Mikroplastik, unter dem vor allem die Tiere leiden. Und sie sterben, weshalb die Artenvielfalt sich in einer immensen Schnelligkeit verkleinert.

Verstehst du meine Wut, oder liege ich hiermit ganz falsch? Ich weiß, dass es wichtig ist, auch kleine Erfolge zu feiern. Mache ich. Mache ich wirklich bei jedem Gespräch, welches ich führe und andere für das Thema sensibilisieren kann. Machen wir hier bei egoFM, wenn wir das Thema Nachhaltigkeit immer wieder aufgreifen. Es ist natürlich ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, aber manchmal darf man sich eben nicht auf den kleinen Erfolgen ausruhen, sondern braucht wirklich sehr sehr große (fast gigantomanische) Schritte, um wirkliche Probleme zu lösen. Wie man zum Beispiel die rasante Erderwärmung bekämpft, die aus der Massenproduktion von Fleisch, dem Aussterben von Tier- und Pflanzenarten oder den Plastikmengen aus Produktionsmüll rührt.



Vielleicht sehe ich das alles falsch und ich sollte mich etwas abreagieren, oder aber auch weiter aufregen und dadurch noch mehr Leute erreichen. Was ich aber weiß ist, dass sich schnell etwas ändern muss. Weil auch die Plasitkbesteckdebatte ansonsten wieder für die Katz war.

Ich hoffe eigentlich, dass ich falsch liege. Macht das irgendwie Sinn?

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