Kinderarmut in Deutschland

Kinderarmut in Deutschland

Warum das Thema auch noch heute eine Rolle spielt

Von  Viktoria Molnar
Was genau bedeutet Kinderarmut eigentlich und wie zeichnet sich diese ab? Wie viele Kinder und Jugendliche sind davon betroffen und was tut der Staat dagegen? egoFM Vicky hat sich das einmal genauer angeschaut.

Kinderarmut stoppen

Hast du in deiner Kindheit Armut erfahren? Diese Frage hat die Bertelsmann Stiftung mehreren Menschen, darunter Kindern, Models und auch Schauspieler*innen, im Rahmen ihrer Kampagne "Stoppt Kinderarmut" gestellt.



Zugleich leben laut einer Studie der Paritätischen Forschungsstelle 2,8 Millionen Kinder in Deutschland in Armut (Stand: 2021). Das betrifft jedes fünfte Kind - von Chancengleichheit keine Spur.

Doch wo liegen die Gründe dafür?

Und was sind mögliche Lösungen der Politik? Sowohl das Video als auch die Studie zeigen, dass Kinderarmut in Deutschland real ist. Und die äußere sich in schlechten Bildungschancen, Charmegefühl, einem Mangel an Selbstwert und einem Risiko für die Gesundheit. Die zentralen Gründe für Kinderarmut sieht die Bundeszentrale für politische Bildung in der Arbeitslosigkeit und einem Migrationshintergrund der Eltern, der kulturelle und sprachliche Schwierigkeiten birgt. Zusätzlich zu nennen ist, dass kinderlose Menschen oftmals Wettbewerbsvorteile auf relevanten Märkten haben, wie dem Arbeitsmarkt, dem Wohnungsmarkt und dem Konsumgütermarkt. Doch auch die Coronapandemie habe die soziale Ungleichheit noch verstärkt. Hans Mörtter ist pensionierter Pfarrer in Köln, der sich für Kinder in Armut einsetzt. In einer Doku des WDR zum Thema Kinderarmut erklärt er:
"Ja also die billigen Nudeln bei Aldi waren ausverkauft, weil der Gutbürger auch bei Aldi kauft und damit aber die Armen verdrängt. Und das heißt auf einmal mussten Hartz-4 Mütter Barilla Nudeln kaufen, weil es nur die noch gab. Aber das ist im Hartz-4-Satz nicht vorgesehen, Barilla-Nudeln. Viel zu teuer." - Hans Mörtter 

Dem stimmt die Bertelsmann Stiftung zu. Die Folgen der Pandemie treffen vor allem Eltern benachteiligter Kinder, die oftmals in Teilzeit oder als Minijobber*innen arbeiten.

Und was macht der Staat?

Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums stelle der Staat jedes Jahr 200 Milliarden Euro zur Verfügung. Nach Einschätzungen des Familienbundes der Katholiken als parteipolitisch-unabhängiger Verband werden aber lediglich rund 39 Milliarden Euro an echter Familienförderung ausgegeben. Das System, die auszufüllenden Anträge, seien zu kompliziert. Das Geld ist also da, nur an der Verteilung hapert es. Zusätzlich würden Familien durch steuerfinanzierte Leistungen gar nicht entlastet werden können, weil sie die an sie ausgeschütteten Leistungen ja selbst mitfinanzieren - mittels Einkommens- und Verbrauchsteuern.

Die Antwort der Politik? Bundesfamilienministerin Lisa Paus nennt einen neuen Mechanismus, der in Zukunft helfen soll: Die Kindergrundsicherung. "Kernelement der Kindergrundsicherung ist es, die bisherigen Leistungen zu bündeln", so die Bundesfamilienministerin. Dabei sollen das Kindergeld und weitere Sozialleistungen gekoppelt werden. Diese Kindergrundsicherung soll dann aus zwei Teilen bestehen: Einem Betrag, der vom Einkommen unabhängig ist und garantiert für alle Kinder und Jugendlichen gezahlt wird. Plus einen Zusatzbeitrag, der vom Einkommen der Familie abhängt. Das wären im Vorschlag der Grünen mindestens 290 Euro, maximal bis zu 547 Euro pro Kind. Die hohen bürokratischen Hürden will Paus umgehen, indem das Geld automatisch ausgezahlt wird, damit alle Kinder erreicht werden. Schon jetzt gibt es einen Kinderzuschlag von 20 Euro mehr pro Monat auf das Kindergeld. 

Konzepte gegen Kinderarmut gibt es also - ob und wie diese wirklich umgesetzt werden, bleibt abzuwarten.

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    Wo liegen die Ursachen und was sind die Lösungen?

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