Extremsport: Die Lust am Risiko

Extremsport: Die Lust am Risiko

Fünf Extremsportler*innen bei uns im Interview

Was ist es, das Menschen dazu bewegt, von einer Klippe zu springen oder ohne Sicherung zu klettern? Immer mehr Menschen begeben sich auf die Suche nach dem Adrenalinkick, der sie in einen ultimativen Rauschzustand versetzt. Wir haben mit fünf Extremsportler*innen gesprochen...

Schon mal für fünf Minuten ohne Atmen tauchen gewesen, mit verbundenen Augen über eine tausende Meter tiefe Schlucht balanciert oder riesige Wellen gesurft? 

Wir auch nicht. Bei solchen Geschichten klappt so manchem von uns die Kinnlade bis in die Tiefen des Meeres – mit Tauchflasche natürlich, wir sind ja nicht lebensmüde! Genau das ist es aber, was den Extremsport für manche so anziehend macht: die eigenen Grenzen ausloten und sich selbst mal ganz anders spüren, der pure Rausch eben. Dafür bringen sich einige Extremsportler*innen dann auch mal in riskante, zum Teil sogar lebensgefährliche Situationen. 

Da ist man bei Aufnahmen von waghalsigen Aktionen der "high sensation seeker" – wie Extremsportler*innen auch bezeichnet werden – als "Normalo" schon mal ganz schön geflasht.

Wir stellen dir hier Geschichten von Menschen vor, die bis weit über ihre Grenzen gehen und uns Bauch-Beine-Po-Sportler*innen ganz schön dumm dastehen lassen...




Über Canyons und aktive Vulkane

Auch Lukas Irmler bringt sich mit Vergnügen in Gefahr: Im Sommer 2006 setzte er das erste Mal Fuß auf eine Slackline und war direkt angefixt - ab dem Zeitpunkt entwickelte sich das Slacklinen für Lukas schnell zu mehr als nur einem Hobby. Und ein paar Zentimeter über dem Boden reichten ihm dann auch nicht mehr...

Vom Highlinen auf 5700 Meter, über einen aktiven Vulkankrater bis hin zum blinden Balancieren mit verbundenen Augen auf einem Canyon im Kaukasus - der Freisinger hat schon einige Weltrekorde aufgestellt.

Dass Lukas Irmler wirklich keine Grenzen kennt, zeigt er zum Beispiel auch beim sogenannten Luke Skywalker-Trick: ein Seilmanöver, bei dem sich der Sportler einmal komplett um die Slackline dreht und wieder auf dem Seil zum Stehen kommt. Der Trick galt jahrzehntelang übrigens als unmachbar – ein Grund mehr für Lukas Irmler den Rekord aufzustellen. Lukas Trick-Liste ist lang und wird ständig durch neue Stunts aktualisiert.

Unter dem Motto „do one thing every day that scares you“ wird Lukas Irmler wohl noch vieles mehr zum bestaunen für die Zukunft bereit halten.




Aufi' will I

Die Huberbuam: Thomas und Alexander Huber sind weltweit bekannt und etablierten sich in den letzten Jahern in der Kletterszene als Bergsteiger der absoluten Extraklasse.

Das Brüderpaar bewältigte bisher schon die weltweit schwierigsten Sportkletterrouten, bezwangen spektakuläre Gipfel, nervenaufreibende Free-Solo Touren und brachen den bedeutendsten Speedkletter Rekord am El Capitan.

Echte Extremsportler eben. Wie es sich anfühlt die Welt von da oben zu sehen? Richtig lebendig. Mit viel Ehrfurcht und Dankbarkeit beschreiten die Kletterer die Berge und werden vom Ausblick am Gipfel jedes Mal wieder belohnt. Die Summe der Erfahrungen macht es bei den beiden aus, sagt Alexander. Und von denen haben sie auch wirklich mehr als genug.

Alexander Hubers nächstes Ziel ist übrigens der Jirishanca im nördlichen Ausläufer der Cordillera Huayhuash - ein 6.094 Meter hoher Gipfel, der auch als das peruanisches Matterhorn bezeichnet wird. Wieder eine Herausforderung, die nur für einen so erfahrenen Kletterer wie Alexander machbar ist. 



Als Wüstenblume auf die Big Waves der Welt

Sie ist Big Wave Surferin, Motorcross Bikerin, Pilotin in Ausbildung und Model: Imogen Caldwell. "Bigger and better than the boys", sagt Imogen über ihre Motivation immer größere Wellen zu surfen.

Während der Big Wave Surferin bei Horrorfilmen das Blut in den Adern stockt, surft sie mühelos 20 bis 30 Meter hohe Wellen, bei denen auch erfahrene Surfer lieber am Strand bleiben.

Schon als Kind fing sie an, bei ihrem Homespot Red Bluff Wellen zu reiten und das bis heute mit Leidenschaft - ohne die geht es für Imogen nicht mehr. Die Australierin hatte schon in ihrer Kindheit in der Wüste nichts anderes als Wellenreiten im Kopf. 

In München steht natürlich auch die Eisbachwelle für sie auf dem Programm - wo andere schon von dem 14 Grad kaltem Isarwasser abgeschreckt sind, ist das für Imogen eher Aufwärmtraining. Nach ihrem Deutschlandaufenthalt geht es für die Team-O'Neill-Athletin übrigens zum Motocross-Training nach Österreich weiter, Extrem-Surfen allein reicht ihr einfach nicht. Ob ihr das alles irgendwann zu viel wird? Imogen braucht den Kick eben - und ihrer Meinung nach kann übrigens jeder unter der Voraussetzung eines starken Willens, Leidenschaft (und viel Training) Big Waves surfen. Na dann - ab ans Meer! 



Die absolute Ruhe unter Wasser

Tauchen mit einem einzigen Atemzug, ohne zwischendurch Luft holen zu können – was für andere nach einem Horrortraum klingt, ist für unseren Hörer Kilian aus München ein echtes Hobby.

Den Anfang fand der Münchner über das Surfen: Dadurch, dass er dabei häufig von einer Welle in die Tiefe gezogen wurde, beschäftigte sich er sich immer mehr mit mit Luft anhalten unter Wasser - bis daraus für ihn eine richtige Passion wurde. Die 0815-Tauchgänge wurden für ihn immer langweiliger, dafür immer länger und risikoreicher und schnell standen Tieftauchen, Streckentauchen und Langzeittauchen auf Kilians Liste - und das alles ohne Sauerstoffflasche.

Mittlerweile schafft Kilian es, unter Wasser fast fünf Minuten die Luft anzuhalten.

Unvorstellbar für jeden, der ab und zu mal eine Taucherbrille aufsitzt. Aber wie soll das gehen? Während die meisten von uns schon beim Gedanken daran Panik bekommen würden, ist das gerade das letzte, was beim Apnoetauchen hilfreich ist: Die absolute Ruhe und ein fast schon meditativer Zustand sind der einzige Weg, um überhaupt so lange die Luft anhalten zu können. Das ist es auch, was Apnoetaucher, wie Kilian, dazu bewegt, weiter zu machen.

Gefährlich wird es dabei nur, wenn man den Sport alleine bezwingt, weshalb Kilian immer mit Freunden gemeinsam Tauchgänge startet. Für die Zukunft wünscht er sich übrigens nicht einen bestimmten Rekord, sondern erst einmal den vierten Freediving-Tauchschein auf dem Weg zum Sicherheitstaucher. 



Unsere Interviews mit dem Apnoetaucher Kilian und dem Highliner Lukas Irmler gibt's hier zum Nachhören:

  • Apnoe-Taucher Kilian zu Gast bei Elise
    Das Interview zum Nachhören
  • Highliner Lukas Irmler zu Gast bei Elise
    Das Interview zum Nachhören

Design ❤ Agentur zwetschke