Die weltbewegensten Erfindungen aus Japan

Die weltbewegensten Erfindungen aus Japan

Innovationen aus Japan, die die Welt veränderten

Von  Kristina Paulini
Technologisch gesehen ist Japan der restlichen Welt oft einen großen Schritt voraus. Wir stellen dir hier fünf Erfindungen vor, die unseren Alltag ganz besonders prägten und prägen.

Von lustigen Gadgets bis revolutionärer Technologie


Abschottung 2.0

Montagmorgen: Wecker aus, Hose an und auf zur Arbeit. Bis jetzt alles völlig entspannt, wenn da nicht die Fahrt mit der völlig überfüllten U-Bahn wäre. Zu Stoßzeiten mit den Öffis fahren, mag niemand. Doch zum Glück gibt es die eine Erfindung, die es schafft, uns in Sekundenschnelle von der vollgestopften Bahn an unseren Traumort zu beamen. Musik im Ohr. Für uns schon selbstverständlich, dass wir mit Handy und zwei Kabeln im Ohr einfach so, total unkompliziert, unsere Lieblingssongs überall hin mitnehmen können.

Bevor die super klugen Smartphones uns unterwegs mit Musik versorgten, war der Walkman DAS Gadget für alle coolen Kids - erstmals von dem japanischen Konzern Sony 1979 auf den Markt gebracht. Die beste Erfindung, um in einer Gesellschaft zu sein, ohne etwas mit der Gesellschaft zu tun haben zu müssen. Abschottung 2.0.

Doch sollten wir mit den Danksagungen an Sony nicht zu voreilig sein, denn hier wurde sich über Jahrzehnte um die Frage gestritten: "Wer hats erfunden?". Bereits 1977 hatte nämlich der deutsch-brasilianische Erfinder Andreas Pavel ein ähnliches Gerät namens Stereobelt zum Patent angemeldet. Der Rechtsstreit ging ewig und im Jahre 2004 wurde Pavel tatsächlich mit einem zweistelligen Millionenbetrag entschädigt. Lächerlich wenig Geld, wenn man darüber nachdenkt, wie viel Umsatz Sony mit dem Walkman gemacht hat. Nichtsdestotrotz danken wir allen Beteiligten bei dieser Erfindung, denn eines ist klar: Eine Welt ohne Musik im Ohr - sie wäre eine Schlechtere.


Das stille Orchester 

Entweder man liebt es oder hasst es: Karaoke-Singen. Während Karaoke-Hater*innen schon allein von der Vorstellung in eine Karaokebar gehen zu müssen, Herzrasen bekommen, stehen die Karaoke-Fans bereits eine Sekunde nach dem Betreten der Bar beim DJ und melden sich freiwillig für "Bohemian Rhapsody". Neben dem Fakt, dass es verboten werden sollte, jemals "Bohemian Rhapsody" in einer Karaoke Bar zu singen, wurde die erste Karaoke-Maschine übrigens 1971 in Japan von Daisuke Inoue gebaut.

Die Idee dazu kam so: In Japan hat es große Tradition, Geschäftsabschlüsse von Manager*innen ausgiebig in Bars zu feiern und gemeinsam zu singen. Daisuke Inoue spielte mit seiner Band für solche Abende die Begleitmusik. Um auch auf Geschäftsreisen ohne Band singen zu können, fragten ihn viele nach Kassetten mit Instrumentals. Daisuke spielte kurzerhand mit seiner Band unzählige Songs ein und bastelte aus Verstärker und Mikro eine dazugehörige Maschine. Geboren war das Karaoke - was übrigens so viel wie "stilles Orchester" auf Japanisch bedeutet.

Obwohl Daisuke Inoue durch seine Erfindung nicht wirklich reich wurde, da er kein Patent dafür angemeldet hatte, geriet er nicht in Vergessenheit. Im Jahre 1999 packte ihn die Times auf die Liste der 100 einflussreichsten Asiat*innen und 2004 erhielt er den Ig-Friedensnobelpreis. Die Begründung: Durch das gemeinsame Singen lernten die Menschen auch, sich zu akzeptieren und zu tolerieren.  Apropos Toleranz – vielleicht sollten wir auch akzeptieren, dass manche Menschen einfach nicht müde werden "Galileo galileo figaro" ins Mikro zu brüllen.

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  • Erfindungen aus Japan: Abschottung 2.0
  • Erfindungen aus Japan: Das stille Orchester
  • Erfindungen aus Japan: Das masochistische Hosentaschentier
  • Erfindungen aus Japan: Rot-Grün-Schwäche
  • Erfindungen aus Japan: Du bist eine gute Nudel

Das masochistische Hosentaschentier

Hast du dir als Kind auch immer einen Hund, eine Katze oder ein Pferd gewünscht? Ja, wir gingen unseren Eltern ganz schön auf die Nerven mit diesem Wunsch. Denn besonders als Stadtkind war die Anschaffung von einem Haustier wie Katze und Co. oder geschweige denn einem Pferd eher schwierig. Ein Trend, der gefühlt aus dem nichts kam und die ganze Welt in Sekundenschnelle begeisterte, sollte unerfüllten Haustierträumen Abhilfe leisten und Eltern nebenbei auch ein bisschen Ruhe im Kinderzimmer bieten. Das Tamagotchi – das Haustier für die Hosentasche. Erfunden von der 28-jährigen Bandai-Angestellten Aki Maita im Jahre 1995. Besonders in Japan waren die Umstände für ein Haustier ziemlich ungünstig: Die Wohnungen zu klein, die Grünflächen zu wenig, die Zeit zu knapp. Wie praktisch wäre es da, einen Gefährten zu besitzen, den man überallhin mitnehmen kann. Und schon kurz nach der Erfindung erwies sich das Tamagotchi als absoluter Kassenschlager: Rund 35 Millionen Plastikeier verkaufte der japanische Spielekonzern Bandai weltweit in nur einem Jahr - und egal wo man sich befand, überall wurden einem die kleinen digitalen Katzen, Hunde und Pferde unter die Nase gerieben.

So schnell wie der Trend auch kam, verschwand er allerdings auch wieder. Aber irgendwie auch kein Wunder: Sich von einem digitalen Wesen ohne jeglichen Mehrwert herumkommandieren zu lasse, hat was Masochistisches…


Rot-Grün-Schwäche 

Japan hat ein bisschen den Ruf weg, Meister im Erfinden von unnützen Gegenständen zu sein. Ventilatoren für Essstäbchen, um direkt beim Essen die Nudeln zu kühlen, ein Babystrampler mit Wischmoppfransen oder ein lampenschirmartiger Kleckerschutz fürs Gesicht. Ja, das Erfinden von unnützen Dingen hat in Japan sogar einen Namen: Chindogu. Nichtsdestotrotz verdanken wir Japan auch viele wirklich nützliche Erfindungen, die heute aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Wie zum Beispiel die blaue Leuchtdiode – die Grundlage für das effiziente weiße LED-Licht.

Zeit für ein wenig Physik: Wir schreiben das Jahr 1990. Rote und grüne Dioden gab es bereits seit den 1960er-Jahren. Doch blaues Licht ist sehr kurzwellig und somit energiereicher als Grün oder Rot. Für die Erzeugung von blauem Licht braucht man deshalb eine besonders große Bandlücke im Halbleiter. Denn je größer die Bandlücke, desto mehr Energie geben die Elektronen in Form von Licht ab. Problem: Die Halbleiter, die zu der Zeit verfügbar waren, hatten eine zu kleine Bandlücke. Bis den Japanern Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura mit einem neuen Herstellungsverfahren der Halbleiter der Durchbruch gelang. Mit der fehlenden dritten Grundfarbe blau, ließ sich nun auch weißes LED-Licht erzeugen. Die Erfindung war so bahnbrechend, dass das Forschertrio 2014 sogar den Nobelpreis für Physik erhielten. Völlig berechtigt, denn ohne sie wäre es in unserem Alltag ziemlich dunkel oder noch schlimmer: Wie in einer Dorfdisko ausschließlich grün und rot.


Du bist eine gute Nudel! 

Eigentlich wolltest du dich nur auf ein Gläschen mit Freund*innen treffen. Nun liegst du verkatert im Bett und hasst dich selbst dafür, dass du bei den etwaigen Shots, die gestern die Runde gemacht haben, nicht wenigstens einen abgelehnt hast. Um irgendwie lebensfähig zu werden, braucht es jetzt unbedingt etwas zu essen. Aber bitte ohne große Kochaction.

Wie gut, dass es Instant-Nudeln gibt: Die Rettung eines jeden Kater-Griesberts. Wasser aufgekocht, hinein in den Becher, umrühren und genüsslich schlürfen. Zu verdanken haben wir die Instant-Nudel übrigens dem Japaner Momofuku Ando. Aufgrund der Nahrungsmittelknappheit in der Nachkriegszeit Japans, kam der verarmte ehemalige Kreditgenossenschaftsarbeiter Ando 1958 auf die Idee, überschüssigen amerikanischen Weizen in Ramen zu verwandeln. Um diese haltbar zu machen, dehydrierte er die Nudeln, indem er sie kurz frittierte. Hungrige Menschen konnten so nur mit heißem Wasser die Nudeln in ein paar Minuten zubereiten. Um es ihnen noch einfacher zu machen, packte er die Instant-Nudeln 1966 schließlich noch in den zugehörigen Becher - so wie wir sie heute kennen.

Die von Ando erfundene Marke "Cup Noodles" eroberte die Welt in Windeseile und 2016 überstieg der weltweite kumulierte Absatz sogar die 40-Milliarden-Dollar-Marke. Passt für uns - wir sind einfach nur glücklich, dass wir ohne großen Aufwand genüsslich unsere Nudeln schlürfen können.

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